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Die Bildnerei.
ihre Weichheit macht in vielen Fällen eine Verbindung mit härteren
Metallen nothwendig. Doch ist es sehr auffallend, dass man sie, bei
der jetzigen" Kunst des Versilberns und Vergoldens, nicht öfter ver-
wendet, um geringeres Metall zu überkleiden, und sich so ihrer Vorzüge
bedient. Ob zu viel stoifliches Interesse dadurch erweckt wurde, wie
man wohl behauptet, darum hat sich der Künstler gar -nicht zu
kümmern, hat sich auch, wenn ihm die Mittel geboten waren und
Etwas ihm wegen seiner Schönheiten oder sonstiger Eigenschaften
wegen passte, niemals darum gekümmert. Die Hellenen hatten sicher
noch einen anderen Gebrauch von der Kunst zu vergolden gemacht, als
heut zu Tage geschieht. Aber wir kleben am Hergebrachten und weil
etwas früher nicht war, oder weil man früher etwas nicht nkonnte",
oder weil man nicht weiss, wie es früher war, darum dürfen wir auch
nicht und verkleben uns die Wege mit Papierbogen, die Niemand
durchzustossen wagt. Am häufigsten wird zur Bildnerei eine Erz-
mischung, die Bronze, verwandt; sie ist liclithell, goldahnlich. Nur
hat man auch bei der Bronze darauf zu achten, dass man nicht durch
zu feine Politur zu viele Reiiexe schafft. Am besten hilft hier freilich
der grüne Rost, der die Bronze mit der Zeit überzieht und die scharfen
Lichter aufhebt, dem Unkundigen bekanntlich meistens zur Verwun-
derung oder ein Aergerniss, indem er den Rost unter den Gesichtspunkt
des Schmutzes fasst, der entfernt werden müsse. Das Metall ist, wie
schon gesagt, vortrefflich geeignet die schwierigsten Bildungen, z. B.
die kühnsten Stellungen, auszudrücken, die in Holz oder Stein oder
anderen Materialien unmöglich wären. Wo man bei Steiniiguren durch
Mantel, Baumstämme und dergleichen stützen muss, da trägt sich das
hohle Metall mit Leichtigkeit.
Auf den Metallguss wirkt die Thonbildnerei, welche die Formen
dazu bereitet, mit ihrem Realismus ein. Die Schärfe der Formen, auch
die Behandlung des Einzelnen, Zufalligen, welche die Erzbildung liebt,
hat dann weiter noch seinen Grund theils in der dunklen Farbe, welche
die feinen Nüancen nicht leicht erkennen lassen würde, dann aber in
dem Starren, Unlebendigen des Erzes, das man durch schärfere
Detailbehandlung flüssiger, lebendiger zu machen sucht. Die Nach-
hülfe der Feile thut hier ihr Bestes, den starren schalenförmigen Ein-
druck .des Gusses aufzuheben. Nie darf die Behandlungsweise bis zur
spiegelnden Glätte gehen, welche die Ausscnwelt spiegelnd zurückwirft
und dadurch unruhig und zerstreuend, ablcnkend wirkt. .Die Starrheit
und Festigkeit, welche das Erz verkündet, die Zähigkeit, Welche es dem
Marmor gegenüber hat, das schalenförmige, das S0 Schwer bei seinen
Bildungen zu vermeiden ist, machen es besonders geeignet zur Dar-
stellung harter, verschlossener, ausgearbeiteter Oharactere und Ge-
stalten. Namentlich viele nordische, der schönen Harmonie der
Bildung entbehrende Gestalten passen vortrefflich für das Erz, weniger