zum Vorbilden. Auf seine Benutzung für Wachsbilder, die man be-
malt, können wir hier nicht eingehen. Knochen erscheint meistens
kalkig todt. Er bietet keine grossen Massen und muss daher zu
grösseren Gestalten zusammengesetzt werden. In bedeutenden Gebrauch
ist nur das Elfenbein gekommen. Seine ölige glatte Oberfläche liess es
zu Nachbildungen der menschlichen Haut sehr geeignet erscheinen;
seinen gelben Ton dämpfte man dadurch, dass man daneben Gold
verwendete, z. B. die Haare von Gold bildete. Man bildete es über
Holz, darüber die eigentlichen Formen zusammensetzend. Das An-
einanderfügen musste leicht Risse der Fugen entstehen lassen; auch
das Holz ist dem Schwinden und der Zerstörung leicht ausgesetzt.
Dennoch wandte man diese Goldelfenbeinbildilng gern an, wenn es sich
um Colossalbilder in gedeckten Räumen handelte, WO das Holz gegen
die Nässe geschützt War. In Stein oder Metall Wären Oolosse wie der
Olympische Jupiter nur mit der uugeheuersten Mühe zu beschaffen ge-
wesen; in Holz, bedeckt mit Elfenbein und Goldplatten, waren diese
Schwierigkeiten, wie die Grösse des Bildwerkes sie für den Stein oder
für den Erzguss auferlegte, nicht vorhanden. So schuf Phidias seine
Athene in Goldelfenbeinarbeit in -einer Höhe von 26 Ellen; so schuf er
das gewaltige Bild des Zeus, den Gott in sitzender Stellung über 40
Fuss koch. Wir haben keine Anschauungen der Art, können also
auch über die Verwendung dieser Materialien nicht aburtheilen, nament-
lich deswegen nicht, weil wir die Zilsammenwirkung der Farben des
Elfenbeins, des Goldes und des Farbenschmuckes der Tempel nicht
kennen oder doch nicht ihren Eindruck uns vergegenwärtigen können.
Holz ist an sich zum Bilden sehr geeignet. Aber seine Dauer-
haftigkeit ist nicht gross; es verlangt besonderen Schutz gegen Nasse;
es schwindet, fault. Dann ist seine Farbe selten genügend, weshalb es
zur Nachhülfe durch Bemalung drängt. Aber eihe unaussprechliche
Weichheit und Innigkeit lässt sich darin ausdrücken. Der Verfasser
sah in der Werkstatt KnabPs (unbemaltes) Werk tiir die Frauenkirchc
in München; man muss ein solches Werk gesehen haben, um sich einen
Begriff davon machen zu können, was die Seele und die Hand des
Künstlers aus diesem, für gewöhnlich nicht hoch geachteten Materiale
Zu schaffen vermögen.
Metall ist durch Guss leicht zu formen. Die Festigkeit und
Widerstandskraft mancher Arten machen dieselben für die schwierig-
sten Darstellungen geschickt. Einige sind von grösster Dauerhaftigkeit,
Das schwärzliche Eisenist zu düster für die Bildnerei; die Feinheiten
geilen darin für den Anblick verloren; auch bxydirt es leicht. Gold
und Silber geben durch Dauerhaftigkeit und Bildsamkeit ein herrliches
Material. Nur dürfen sie nicht blank verwendet werden, sondern sind
matt zu halten, weil ihre Spiegelungen sonst unruhig und störend
wirken. Ihre Kostspieligkeit hindert ihre öftere Verwendung; auch