und Aufstände erschütterten Venedig an den {iuthenden Strassen der
Kanäle der leichtere, offenere Frontbau.
Es hat leider mit der lebendigen Kraft der Renaissance nicht
allzu lange gewahrt. Die Einen wurden nüchtern, indem sie sich zu
genau an das Alt-erthum anschlossen, die Andern barock, da sie nun
doch wieder bei der Einfachheit und klaren Schönheit der Verhält-
nisse sich nicht beruhigen konnten. Die Zeit ward kleinlich; die
grossen Gesichtspunkte die man im fünfzehnten und zu Anfang des
sechzehnten Jahrhunderts noch gefasst hatte, verschwanden in Italien,
das tonangebend geworden war. Schwülstig-nüchternes, nur äusser-
lieh mit Flittern und Putz behangenes 'I'reiben ward herrschend an
Höfen und Republiken. Es führte mit sich den übertriebenen Ba-
rockstil, den Ausdruck der Sittenlosigkeit und Gesetzlosigkeit in der
Kunst. Die Laune, das Belieben herrschte darin; kein inneres Gesetz
ward respectirt. Aus der Geniezeit der wahren Renaissance ward ein
genialisches Treiben, das im Ausserordentlichen, Niedagewesenen die
Schönheit suchte.
Die Peterskirche in Rom kann uns für die ganze Epoche der Re-
naissance im Guten und Schlechten zum Muster dienen. Hier ist wieder
ein griechisch-römischer Stil; dazu die römische Kuppel. Aber diese
Kuppel liegt nicht halbkugelig wie beim Pantheon (Fig. 18) derartig
auf dem Hauptgemäuer, dass sie als Kugel, völlig ausgeführt, auf dem
Boden aufstehen würde. Nach dem Vorbilde des Domes zu Florenz,
dem Werke Filippo Brunellescds, der noch in dem strebenden Geist
der Gothik schuf, obwohl er Bahnbrecher war für die Renaissance,
wurde diese Kuppel, dem emportragenden Geiste des Ohristenthums
gemäss, durch einen sogenannten Tambour hoch über das Haupt-
gebaude gehoben. 140 Fuss im Durchmesser, bei einer Höhe von
405 Fuss, übertritft sie an Grossartigkeit, Kühnheit und Schönheit,
was Vorzeit und Nachzeit in dieser Art zu leisten verstanden hat.
Michel Angelo Buonarroti hat sie erbaut. Sie ist die grösste, kühnste
derartige Construction und dabei die schönste; unübertroffen an Schön-
heit der Linien und Verhältnisse, klar und einfach in Formen, das er-
habenste Werk der Baukunst. Der ganze Kirchenbau war das Werk
von anderthalb Jahrhunderten; die Spatrenaissance und die Barockzeit
sind nur zu deutlich an dem ungeheuren Gebäude erkennbar von der
noch mächtigen Willkür der ersten Zeit bis zum wüsten Ungeschmack
der Berninischen Periode.
Die Renaissance artete aus in den willkürlichen bis zur Un-
natur gehenden Barockstil, der kräftigen architectonischen Vortrag mit
Schwulst, Reichthum mit Ueberladung, Freiheit mit Willkür verwech-
selte, kurz in wenigen Stücken oder nie das schöne Maass zu halten
Wusste, Daneben und dagegen dann ein nüchterner Stil, Abklatsehen
gegebener Formen, die Zopf-Einfachheit der Stil, der uns den ka-