Methoden.
Anklagen gegen das
Aesthetik.
Schöne
und
die
Das Empfindungsleben gipfelt im Schönen. Das Schöne rein zu
erzeugen strebt die Kunst. Eine Aesthetik wird sich also mit der
Untersuchung der Empfindungen, dann in besonderem Grade mit dem
Schönen und der Kunst zu beschäftigen haben. Insofern sie nach der
Erkenntniss des Empfindungslebens strebt ist sie eine philosophische
Wissenschaft und muss uns einen Einblick in das Wesen des von ihr
behandelten Gegenstandes geben, eine Aufzählung einzelner Erschei-
nungen liegt ihr an und für sich fern. Die eine Auffassung will nun
von der Psychologie und der Erfahrung ausgehen. Das Schöne ist
nach ihr eine Art der Erscheinungen.
Anders stellt sich die Aesthetik, wenn das Schöne als der Urquell
aller ästhetischen Erscheinungen betrachtet wird. Alsdann muss Alles
aus dem Schönen abgeleitet werden. Das Erhabene und Komische
z. B. sind sodann nur gewisse Brechungen des Schönen; das Hässliche
ist seine Negation. Dann ist das Schöne das Urprincip und wird als
höchste Idee oder als ein Göttliches hingestellt. Was ihm nicht entspricht,
sei es, dass es hässlich oder auch nur nicht völlig schön erscheint,
muss als ein Abfall ein ästhetischer Sündenfall betrachtet werden.
Die Welt ist danach eine ziemlich missrathenc Welt, indem kaum ein
Ding in der Natur seiner Idee völlig entspricht. Der Geist kann
allein in seinen Werken jener Idee ziemlich nahe kommen, da er dabei
weder vom Zufall abhängt noch der Druck bemerkbar wird, den die
Dinge in der Wirklichkeit gegeneinander ausüben, um sich selbst zu
erhalten. Denn in der Natur lebt immer das Eine durch die Ver-
nichtung des Andern. Alle Dinge stossen und drängen sich im Raum
und hemmen einander in der freien Entfaltung. Nur der Menschen-
geist kann siß anschauen, wie sie ihrer wirklichen Idee nach sein
könnten. Bei dieser Auffassung gilt es, zuerst die Idee oder das
göttliche Wesen zu erfassen und zu begreifen, dessen Ausdruck das
Schöne ist, Sodann das Schöne in seine einzelnen Brechungen zer-
.2.