302
Die
Baukunst.
der
Musterung
Stile.
pflegt unter der Wucht des Hammers oder Rammbären am Kopfende
zu zersplittern. Man legt, um ein Spalten zu verhüten, wohl einen Ring
herum, über welchen dann das Splitterende hinüberquillt, rund den
runden Stamm umgebend. Dies nach Oben gerichtete Ende des Baumes
ist gemäss dem Wachsthume desselben das
dünnere. Die Fläche, die es giebt, ist klein
i? und obendrein durch das Rammen oder Schla-
f? gen gelockert. Hat man einen schweren
b Körper von Säule zu Säule zu legen, so thut
man wohl, vorher noch eine grössere Platte
3'" X darauf zu legen, von welcher die darauf ruhende
, Last nicht leicht abgleiten und durch welche
f sie nicht, wie durch die dünnen Splitterrän-
i. der brechen kann. Darauf kann man dann
I vd Querbalken legen.
e "grüß" ß Man behalte-die Form einer solchen Holz-
säule, nehme aber anstatt des Holzmaterials
Stein. Wir haben sodann die dorische Säule.
Die dorische Säule steigt wie der Baum oder
der hineingeschlagene Stamm aus dem Boden.
1 Die Riemchen geben jenen Ring. Der Echinus
(b) ist das vom Schlag auseinandergetriebene
Kopfende. Der Abakus (a) ist die Platte,
die dem Architrav festere Unterlage giebt.
Widerspricht aber nicht eine runde Stein-
säule dem Wesen des Steins, das wir im
Krystallinischen fanden? Der Hellene hat so
j geurtheilt. Er hat den Baumstamm im Stein
nachgeahmt, aber er hat durch Canellirungeil
die Rundung unterbrochen. Dadurch ward
auch der Eindruck der Schichtung gehoben,
der entsteht, wenn die Säule nicht auseinem
Stein gebrochen ist und man die Fugen be-
merkt, die jede auf die andere gesetzte Stein-
trommel macht. Diese verticalen Canellirungen
Fig.15. lassen die Säule als in die Höhe gewachsen
erscheinen, nicht als gemauert, was der echten
Säule widerspricht. Die sich verjüngende Form des Baumes wurde
im Ganzen beibehalten; jede überall gleich dicke Säule erschiene nicht
als gewachsen, würde leicht plump aussehen; nur eine leichte An-
schwellung des unteren Theiles wurde wohl aus optischen Gründen be-
liebt. Bei einer gleichmässigen Zunahme von oben nach unten würde
uns die Mitte leicht als eingezogen erscheinen, weil die obere Belastung
und unten die Erde die Blicke gleichsam zu Sieh ziehen.