Gliederung.
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Sonnenstrahlen die Beschäftigungen des Tages verrichten kann. Ein
sehr weit überstehendes Dach oder die Vorhalle stützt man dann am
leichtesten durch Pfeiler oder Säulen.
[So bei dem alten Gotteshause der Griechen
il-W und der Etrusker (Fig. 9.) Giebt man allen
ä s g Seiten des Gebäudes einen solchen Umgang und
i zwar mit Saulenstellungen, so entsteht ein so-
genannter Peripteros] Was die Fronte eines
solchen Gebäudes betrifft, so ist leicht einzu-
sehen, dass die grössere Mannigfaltigkeit durch
' den Giebelbau erreicht wird. Ein rechteckiges
Haus mit einem dreieckigen Dach zeigt in
seinen .Giebelseiten die grdassere Mannigfaltig-
i keit; zu den horizontalen und verticalen Linien
kommen die schrägen Schenkel des Dachdrei-
ecks, die zugleich die senkrechten Wände fest
ä QÄÄ zusamnienzuhalten scheinen. Bei den Seiten-
ansicliten hat man die Horizontalen des Funda-
Fig,9_ ments der Wand und des Dachs; dieser
Parallelismus ist eintöniger. Die Giebelfronte
des griechischen Tempels und der Bauten des Mittelalters hat also
die grösste ästhetische Berechtigung.
Welchen schönen Bau die Kunst aus einem solchen einfachen
R im entwickeln kann werden wir bei der Betrachtun der Stile sehen.
a1 Nehmen wir einen zusaminengesetzteren. g
Es sollen mehrere Raume innerhalb einer Behausung nöthig
sein. Nehme man lälüclieir, Aiäfbewghäingsq
Treppen-Räume un erg so ian e es sici (arnm, iese äunie
am zweckinässigsten aus dem Grundraume aufzutheilen. Man bedenke
nur, wie oft 8 Dinge verschieden neben einander geisetzt (pliirmutgt)
werden können welche richtige Combiiiationskraft azu ge ört, ie
passendste, beqiiemste Raumordnung herauszufinden. Ist die Anzahl
von Räumen sehr bedeutend, so reicht das Versuchen im Entwurf gar
nicht mehr aus, sondern nur Begabung, gleichsam Instinct vermag das
Richtige zu finden. Wir achten gewöhnlich auf diese Schwierigkeit
nicht so sehr, weil die Zeit meistens eine bestimmte Praxis lieraiis-
gebildet hat welche dieses Raumtheilen vereinfacht. Am einfachsten
wird dasselbe, wenn die Versuche der Jahrhunderte zu einem fest-
stehenden Endresultat gekommen sind uiid eine bestimmte Theilung
angenommen ward. So z. B. bei echten Bauernhäusern (das sächsische,
anglische, oberbairische Bauernhaus u. s. Wz), in den meisten Bürger-
häusern des Mittelalters, beim Klrchenbau u. s. f. in Jedem derartig
festen Stil. In solchem Falle, wo die Zweckmassigkeit der Theilung
keine Schwierigkeit macht, kann der Kunstler um so freier walten,
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