inneren Maasse, so hindert ihn ja nichts, Stein auf Stein zu setzen und
ins Ungeheure fortzubailen, wenn er nur die äusseren Mittel hat. Er
hat kein Vorbild, keinen Maasstab für sein frei geschatienes Werk. Der
Instinct lehrt ihn richtig, wo es sich um Massen handelt, auch mit
Massen zu wirken, wie ihn, nebenbei bemerkt, die Wichtigkeit der
Technik oft zur Aufsuchung und Uebcrwindung technischer Schwierig-
keiten reizt. So arbeitet er auf's Grosse hinaus, das in der Kunst sich
zum Erhabenen steigert. Wir haben auseinandergesetzt, worin das
Erhabene sich zeigt. Der ungeschickte Künstler wird bei all' seinem
Streben nur etwas Grosses, Uebergrosses, Ungeheuerliches hervor-
bringen; das Erhabene ist schwer, wie das Schöne, ja wohl schwerer.
Sehr grosse Bauten sind darum häuiig ein Zeichen der künstlerischen
Armuth, die das Schöne nicht zu Stande bringen konnte, weil sie im
Material stecken bleibt, und ferner ein Zeichen der Verkehrtheit, die
das Erhabene leichter erringen zu können glaubt, weil sie es mit dem
Nur-Grossen verwechselt. Man sehe die Bauwerke der Griechen in der
Blüthezcit ihrer Kunst an. Sie brauchten kein Unvermögen hinter
Massen zu verstecken, wie dies ästhetisch geistlose Zeiten lieben: ihre
Werke sind schön, kein einziges colossal. Es versteht sich dabei, dass
auch in der Baukunst dem Grossen Grosses zu weihen ist. Der er-
habenen Idee muss der erhabene Bau entsprechen. Aber erhaben muss
er auch alsdann sein, erhaben wie z. B. die Kuppel Michel Angelds über
der Kirche, die als Mittelpunkt der katholischen Welt gedacht ist.
Die verschiedensten Empfindungen können durch das Bauwerk in
uns erregt werden. Doch mag ein Jeder sich leicht das Erhabene,
Furchtbare, Niedliche, Gewöhnliche, Gemeine, Hässliche, Groteske,
Barocke, Alberne u. s. w. erklären. Ein Gebäude z. B., was einzu-
stürzen droht, eine Decke, die uns auf die Köpfe fallen will, wirkt nach
Umständen furchtbar; ist mit Absicht ein solcher Schein hergestellt
und erkennen wir denselben, so erscheint er uns doch grotesk, barock.
Stilwidrigkeiten können sehr komisch werden, z. B. Zeltdachbildung in
Quadern, Porcellanstil für Tempel, Kommodenstil für Häuser etc. Tra-
gischer Eindruck mag uns durch Rinnen erweckt werden; ein soge-
nannter romantischer dadurch, dass durch Verdeckungen, Schatten
und dgl. der Phantasie grosser Spielraum gelassen wird. Absicht und
Zufall können dabei wirken; der beste Romantiker der Baukunst pflegt
der Zerfall zu sein, wie er in den Ruinen auftritt.
Es ist auseinandergesetzt worden, wie die Kunst zum Handwerk
steht und wie der Zweck nicht der Kunst absolut zuwiderläuft, sondern
ein Kunstwerk entsteht, wenn ein Ding, ob zweckniässig oder nicht,
schön dargestellt wird. Es ist darum verkehrt, die Nutzwohnung des
Menschen zu übergehen und die Baukunst bei Bautasteinen und
Todtenhügeln zu beginnen, des Menschen Wohnung aber bei Seite
liegen zu lassen. Sobald man beim Nutzbau anfängt, auf die Schönheit