Modemacher! Vom Kaiser und der Kaiserin bis zum Hausknecht und
Dienstmädchen beugt sich Alles und macht das unsinnige Zeug nach;
von Vernunft dabei keine Rede; Gesundheit, Scham werden nach eini-
gem St-rauben auf's leichteste geopfert; der Geschmack? der Ge-
schmack findet Schnabelschuhe, halb nacktes, sogenanntes griechisches
Oostüm und Reifröcke, das Aussehen einer Schwangeren und einer
Hottentotten-Schönheit, Knieröcke, Schleppen, Frack, Sackrock wunder-
schön. Ein Wunder, dass unter den Männern noch kein Bilckelrücken
Mode gewesen ist, wie bei Jungfrauen andere Körpertheile hervorzu-
heben nach Vorgang regierender Damen Mode geworden ist. Es scheint,
als 0b die Mode die Thorheit an unserer so vernünftig seinwollenden
Zeit rächte, der sie jeden Augenblick ins Gesicht zeigt, wie albern sie
trotz ihrer Weisheit ist, und wie thöricht sie, die über Thorheit zu
lachen sich zu klug dünkt.
Künstliche Gewebe entsprechen den Anforderungen der Bekleidung
am besten. Die Natur ist darin aufgehoben; die Vergleichung fehlt, die
den Menschen drücken könnte. Eine vollständige Bekleidung aus Thier-
pelzen wird die menschliche Figur stets thierisch erscheinen lassen.
Die Sitte, den Pelz nur als Schmuck und Schutz an den Oeffnungen des
Gewandes zu zeigen, ist darum wohl begründet. Als Hauptbedeckung
ist Pelz schon durch das Haar indicirt; das unorganische Haar verträgt
überhaupt Naturbekleidungen besser als die Haut; ein Strohhut ist
passend, eine Strohwcste nicht.
Nachahmungen von Thierforlnen in der Bekleidung sind hässlich-
furchtbar oder komisch. Als furchtbarer Schmuck sind die aus Thier-
köpfen oder ihnen nachgcbildete Helme zu nennen, durch welche die
Starke und Wuth des Thieres auf den Menschen übertragen gezeigt
wird. 'I'hiertheile, wie Flügel, Federn, Schwänze, Hauer, Krallen als
Schmuck an die Kleidung zu heften, hat nur einen Sinn, wenn sie die
Geschicklichkeit ihres Trägers verdeutlichen oder sonst ein Bezug statt-
findet. Falken und Spielhahnfedern, Gamsbart und Reihergetlock zieren
den Jäger, der sie erlegt hat; sie erzählen uns, dass wir da einen guten
Schützen, einen listigen Beschleicher, einen kühnen Bergsteiger vor uns
sehen. Weiche wallende Schmuckfedern stehen gut, auf den Hüten zu
tragen, indem dieselben auf ähnliche Weise wie das Haar mit der Luft
vermitteln; wenn die Damen jedoch ganze Naturfiügel aufstecken oder
gar ausgestopfte Vögel sich in's Haar setzen, so ist das Mode.
Wenigstens müssten dann regelrecht je nach Umständen Papageien,
Elsternfittige und womöglich Pfauenschwanze aufgesteckt werden, um
den Anforderungen der Symbolik zu genügen.