Volltext: Populäre Aesthetik

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l)cr 
Schmuck. 
Die 
technischen 
sogenannten 
n ste 
zu Grunde gelegt. An diese mag sich dann der Schmuck schliessen, 
der in üeiester Weise aus anderen Bildungen entlehnen kann, wenn er 
sie stilrecht zu verwerthen versteht. So mag der obere Träger des 
Fusses sich zu einem mathematisch genauen Kelche erschliessen. Dann 
kann eine freiere, auf das Reizende zielende Bildung nun aber auch 
Andeutungen aus der höheren Naturverwerthen. Nicht blos die Ranke 
wird sich hier zum Henkel bilden und als solcher dienend das Gefäss 
umsehliessen, auch Thier- und menschliche Formen können als solche 
Beigaben auftreten. Das Eidechschen klettert am Gefässe empor um 
zur Flüssigkeit zu kommen und dient als Handhabe. Nixen und Meer- 
frauen umspielen den Rand. Der Henkel beisst mit einem Thier- 
kopfe oder krallt sich als Thierfuss in den Rumpf oder wird zu einer 
Schlange. Doch ist hervorzuheben, dass alle solche Bildungen mehr 
dem reizenden Stil als dem strengen und schönen Gefässstil angehören. 
Zum Durchgiessen, schnellen Ein- und Ausschöpfen wird sich eine 
einfache Röhren- (Walzen-) Form eignen; wo es noch weniger darauf 
ankommt, die Flüssigkeit zu bewahren und vor Hineinfallen fremder 
Gegenstände zu sichern, sondern der schnelle Ausguss Hauptzweck ist, 
wendet man die Kegelform an, oben die Breite, unten die Spitze. (Jene 
Walzenform vielfach bei Gläsern; diese Kegelform bei Champagner- 
gläsern u. s. w.; abgestumpfte Kegel für Eimer u. s. w.) Für ein grosses 
Gefass, welches nicht gehoben werden kann, sondern gerollt werden 
muss, aber doch muss stehen oder sicher liegen können, eignet sich die 
abgestumpfte Ellipse, die Tonnenform, u. s. W. Soll ein Gefäss Flüssig- 
keit fassen, um dieselbe überströmen zu lassen, so wird die Kelchform 
der Blumen mit umgebogenem Rande eine der passendsten sein; so für 
Springbrunnen-Schaalen, überhaupt für Alles, was übel-quellen oder über- 
hängen soll, für manche Blumenvascn u. s. w. 
Man möge zum wenigsten aus diesem kurzen Blick auf ein Gefäss 
ersehen, wie viele Rücksichten dabei zu nehmen sind, wie viele ästhe- 
tische Fragen in Betracht kommen, wie vieles Wichtige daran zu 
knüpfen ist. 
 Wenden wir uns zu einem anderen Zweige der niederen Kunst. 
Werfen wir einen Blick auf die Bekleidung: Was die Stoffe betrifft, so 
will ich hier aus Sempcr einige seiner Hauptsätze über Flachs,_Bau1n- 
wolle, Wolle und Seide anführen. Er sagt: "Das Characteristische der 
Flaehsfasern ist ihre grosse Zähigkeit (nächst der Seide die grösstc), 
ihre eigenthümliche Frische und Wärmeleitilngsfähigkeit, welche zum 
Theil von der Glätte ihrer Oberfläche abhängt, ihre aus gleicher Ur- 
sache theilwcise hevorgehende geringe Empfänglichkeit für Aufnahme 
des Staubes und Schmutzes, ihre wesentlich auch auf chemischen Eigen- 
schaften des vegetabilischen Stoffes beruhende geringe Affinität zu den 
meisten Färbemitteln, ihre Unveränderlichkeit beim Waschen, die ge- 
ringe Neigung, welche sie haben sich zu filzen u. s. w."   . "Man soll
	        
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