Der
Schmuck.
Die
sogenannten
technischen
Künste.
Viele Aesthetiker haben eine Unterscheidung zwischen hoher und
niederer Kunst gemacht; man hat die letzte auch wohl anhangende,
technische, nützliche Kunst u. s. w. genannt. Manche haben gar keine
sogenannte nützliche Kunst gelten lassen, da nichts als Kunst anerkannt
werden könne, was auf den Nutzen basirtsei und die Kunst absolut
nutzlos sein müsse. Doch ist dies als Irrthum zu bekämpfen. Die Lehre
ist unrichtig, dass die freie Kunst und die Nützlichkeit sich nicht mit
einander vertrügen; es ist eine Theörie, die der guten Praxis geradezu
zuwiderläuft. Ein nützlicher Gegenstand kann schön behandelt werden;
nicht der Zweck eines Gegenstandes, sondern nur seine Schönheit kommt
hinsichtlich der Kunst in Betracht. Der Töpfer, der Töpfe fabricirt, ist
ein Handwerker; der Töpfer, der schöne Töpfe fabricirt, ist ein Künstler.
Die Trennung und Ausscheidung der niederen oder nützlichen Künste,
oder wie man sie nun nennen will, Künste, zu denen von Vielen auch
die Arehitectur gerechnet wurde, war bequemer als gerecht. Sie hat
übrigens viel geschadet; sie hat dazu beigetragen, das Ilandwerk herab-
zudrücken, statt dass es Aufgabe der Wissenschaft gewesen wäre, das
Handwerk in die Kunst zu erheben. Heutigen Tags ist ein [lmschwung
bemerkbar; die Einseitigkeit einer solchen Auffassung ist namentlich
durch die grossen Industrie-Ausstellungcn klar geworden. Einer der
überzeugendsten und mächtigsten Bekämpfer der alten Ansicht ist G.
Semper in seinem Werk: Der Stil.
Das Alterthum kannte die genannte Theilung nicht. Die Alten
schieden als geistige Künste die Poesie und Musik, dann auch die
Orchcstik ans, in welcher der Mensch selbst Stoff ist. Aber Bildhauer,
Maler, Baumeister waren als Bearbeiter niederer Stoffe Techniker. _Erst
allmalig fing man an deren Werke zu den freien Künsten zu rechnen, wie
jene hiessen (artes liberales). Auch dem Mittelalter war eine 'I'rcnnung
von Kunst und lrlandwerk, wie sie uns geläufig geworden, fremd. Peter
Viseher war ein ehrsamer Rothgiessermcister; Albrecht Dürer hatte