sich scharf am Werke aussprechen und demselben ein bestimmtes Stil-
gepräge aufdrücken. Jedes Geräth hat seine Behandlungsart und somit
seinen Stil. Die Kunst ist ein Können. Gerade das Können der Tech-
nik muss gelernt werden und von Einem zum Anderen übertragen werden,
wenn nicht eine unnütze Versplitterung eintreten soll. Die Technik
ist es vorzugsweise, die der Schüler zu lernen hat. Natürlich entwickelt
sich daraus gerade der Stil der Technik in allgemeiner Weise für
Schulen, Volksstämme, Völker und Zeiten, von dem Einzelnen ganz zu
geschweigen, der seine bestimmte Art und Weise der Behandlung ge-
funden hat.
So wenig wir die allgemeinen Stilarten, wie den symbolischen,
den allegorischen Stil u. s. w. haben eingehender betrachten können,
so wenig können wir uns auf die verschiedenen Stile des Individuums
einlassen. Es wäre da kein Ende; jedes Eigenschaftswort giebt ja fast
eine Stilart. Stil heisst scharf ausgeprägte Bahandlungsweise. Danach
kann Jeder sich den imposanten, prächtigen, grandiosen, feierlichen,
kräftigen, schweren, mageren, schwächlichen Stil, und wie sie nun alle
heissen, erklären.
Keinen Stil haben, heisst keine ausgeprägte Ausdrucksweise haben.
Dieser lilangel kann natürlich sehr zusammengesetzter Art sein. Das
Wesen eines Dinges schaut nicht aus der Erscheinung heraus; der Stoff
hat nicht die richtige Form; die Behandlungsweise schwankt; die
Technik ist ungleichmässig kurz nirgends ist das Wesentliche, nir-
gends der Charakter ausgeprägt.
Stil haben heisst eben eine scharf erkennbare Ausdrucksweise be-
sitzen, wobei an und für sich noch unberücksichtigt bleibt, ob nun der
Stil gut oder schlecht ist. Stilvoll sein besagt, dass das Wesentliche,
Gesetzmässige zu Tage tritt und dadurch der Gegenstand klar und
kräftig sich zeigt.
Sehr häufig versteht man unter Stil überhaupt die Ausdrucksweise,
die scharf, in festen Zügen hervorhebt. In dieser Weise spricht man
auch vom Stilisiren, wobei man, dem Gesagten gemäss, gewöhnlich auf
den sogenannten erhabenen Stil schaut, der ja darin besteht, dass man
nur mit dem Inlauptwesentlichen zu wirken sucht. Selbst die Steifheit,
die häufig diesen Stil noch kennzeichnet, wird von Manchem komischer
Weise für "Stil" genommen, indem er sich anAeusserlichkeiten hält.
S0 kommt es vor, dass man ägyptische Steinbehandlung für den Haupt-
Stil erachtet und danach, etwa ein Thier, stilisirt. Schlimm werden
solche Missverständnisse oft für den jungen Künstler, der in seinem
Stileifer, in den er hineingepredigt worden ist, ohne jedoch so recht
zum Bewusstsein gekommen zu sein, was denn der wahre Stil eigentlich
ist, nun Alles, auch seine Skizzen, gleich stilisirt. Ein Künstler zeichnet
'l'hiere in einer Menagerie. Hebt er die wesentlichsten Eigenschaften
scharf und bestimmt hervor, so hat er eine Zeichnung, die er immer ge-