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Stil.
Manier.
Aeusserlichkeit. Dann aber reisst auch hier das Uebel ein. Der künst-
lerische Sinn wird stumpf, auch an seinen körperlichen Augen wie mit
Blindheit geschlagen. Auch die Technik geht sodann verloren. Zu
Anfang sucht dieser Stil das Schöne vielfach in das allgemeiner und
leichter Ansprechende, Reizende oder Ge-
waltsame zu verkehren. Man mag ihn
es. darum auch wohl als Stil des Reizenden be-
(j zeichnen. Eine herrliche Anschauung von
diesem giebt uns die Mediceische Venus.
Die Göttin verschämt! Die Liebesgöttin hält
die Ilände vor dass dies streng genom-
ff meii zu keiner Darstellung einer Göttin passt,
K 1T " 5a. dass aus einer grossen Scene dem Auf-
i m, tauchen der Aphrodite aus dem Meer ein
" Sceiichen gemacht wird, das an fehlende
Kleidungsstücke erinnert, das Alles küm-
mert den Künstler nicht. Er opfert eine
f 5 strengere Schönheit dem Reize freilich
(t Q5 einem wunderbaren Reize.
Wir hatten hierbei schon auf die Technik,
i," auf die Geschicklichkeit in der Behandlung
flf eines Stoffes, Rücksicht zu nehmen. Diese
1' Behandlungsweise wird sich natürlich aus-
Li xiäzßlliii- prägen; eine allgemeine, stetig wieder keh-
- rende Art und Weise muss sich für die Tech-
nik des Einzelnen, der Genossenschaften, de1.
Völker lierausstellen._ Mit der Technik geht
und veraiidert sich ein eigener Stil. Denken
Sgslplsfr wir uns diese '1_echnik an einem Material ge-
g: Hi 1', ubt, etwa an einem Instrumente, einem Kla-
ft vier. Das Klavier zu Anfang des vorigen
ißf Jahrhunderts war ein von dem heutigen
sehr verschiedenes. Der Componist, der da-
f - i für schrieb, war in seinem Kunstwerk, der
an das Instrument
. iltßiül-INAIOI Hin gebunden. Dieses zwingt ihm also eine, na-
Figä luedmischc Venus. meiitlich in _se1nen Gränzen fest bestimmte
Art und Weise der Oomposition auf; nicht
dem einzelnen, sondern allen Componisten,
bis weitere Fortschritte in dem Bau des Klaviers gemacht sind. Wir
werden also den Einfluss des Klaviers dieser Zeit in den Werken ent-
decken. Noch einfacher zeigt sich der Stil, wenn man nur die tech-
nische Behandlung eines Kunstwerkes ins Auge fasst. Ob der Bildhauer
nur mit dem Meissel arbeitet oder ob er auch die Feile anwendet, wird