Einfluss
Zeitalters auf
des
dßn
Künstler.
253
und die Farben verblasst; zu schneller und zu grosser Ruhm freilich
ist Sonnengluth, welche iiberreizt, verdörrt und verzehrt. Auch hier
ist ein Maass, das durch Verständuiss gesetzt wird. Nichts ist schlim-
mer als leeres Preisen. Aber es hilft nur zu häufig nichts, den Künstler
zu warnen und ihn auf Donatello hinzuweisen. Der Eitle wird immer
nur begierig nach dem Lobe haschen und den Tadel ungerecht finden.
Donatello ging von Padua fort, weil man ihn in den Himmel hob, ohne
ihn zu verstehen; er wollte lieber zu den seharfzungigen, aber ver-
stiindnissvollen Florentinern zurückkehren, die ihm weniger gaben, ihn
minder lobten, ihn scharf kritisirten, bei denen er aber nicht in Gefahr
stand, eitel zu werden und das zu vergessen, was ihn gross machte.
Wehe dem Künstler, der sich in Selbstbehagen und Sehmeiehelei ein-
spinnt! Sonst aber ist er dem Mann im Märchen zu vergleichen, der
mit seinem Schwerte durch Eisen, Stahl und Stein hauen konnte, aber
elendiglich umkonimen musste, als man mit Kürbissen nmkleitietc
Feinde gegen ihn aussehiclatc. Es muss geistiges Feuer und Gharacter-
testigkeit in der Zeit liegen, dann vermag der Genius jeden Widerstand
zu laesiegen; eine schwammige, hölzerne Epoche jedoch, die weder
Klang noch Feuer giebt, wenn man an sie schlägt, ist der Tod für
jedes künstlerische Streben.
Gerade in jetziger Zeit hört man häufig die Frage erörtern, wie
der Staat für die Pflege der Kunst und die Bildung der Künstler zu
sorgen habe. Was die erste Frage betrifft, so ist die Antwort leicht.
Der Staat soll nach Kräften die Kunst benutzen, um sich durch schöne
und erhabene Werke des Künstlergeistes zu ehren, dadurch ein Zeug-
niss zu geben von der Kraft und Hoheit des Volksgeistes, aus dem
solche Kunstwerke geboren sind und somit sich, dem Volke, der Zeit
herrliche Denkmale zu setzen. Was die Mächtigen und Reichen betrifft,
so ist natürlich ihrer persönlichen Neigung Alles überlassen. Nur auf-
merksam kann man sie machen, wie es eine der besten Verewigungcn
ist, Werke der Kunst hervorgerufen zu haben. Freilich, Würdige
sollten dazu Würdigc finden. Aber, was ist für Viele Nachruhm! Kann
man ihn essen, kann man ihn trinken? Fühlt man ihn, hört man ihn,
wie Fallstaff sagt? Solche Denkmale erfordern einen Sinn, in dem es
mit Schiller klingt:
Mon des Lebens Gütern allen f
Ist der Ruhm das Höchste doch.
YVenn der Leih in Staub zerfallen,
Lebt der grossc Name noch.
Was Staaten anbelangt, so will ich hieher die Werte setzen, mit
denen Florenz den Bau seines Domes befahl: "Dieweil die höchße
Klugheit eines Volkes von edler Abkunft darin besteht, in seinen An-
gelegenheiten so zu verfahren, dass aus Seinen öffentlichen Uutlcrrneh-
mmigen eben so sehr Spin weises, wie sein hochherziges Ilandeln offen-