Genialität.
Arbeit
Gunies.
des
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und J ulius Cäsar durch Nichtsthun sich zu ihrer Höhe aufgeschwungen?
lelat ein Newton, ein Gauss, Keppler, Händel, Beethoven gefeiert?
Aber da hält man sich oft an Aeusscres, weil man nicht die inner-
liehc Arbeit des Genies sieht, wenn es müssig zu sein scheint. Das
Genie ist eben selten oder nie müssig. Es arbeitet oft hart und schwer,
wenn man meint, es feiert. Es ringt mühselig, wo ein Anderer leicht
hinübcrgleitet. Weil es keine Binde vor den Augen hat oder sich die-
selbe abrcisst, so sieht es die Abgründe, die Anderen verborgen bleiben,
die Morsehheit des Steges, darüber der Weg führt, dem sich sonst Jeder
blindlings und gläubig anvertraut. Immer findet es das tiefere Urgesetz,
aber selten ist es von der Gottheit so begnadigt, dass es nun dazu
keiner Mühwaltung mehr bedürfe. Es hat oft die grössten Schwierig-
keiten wegzuräunicn, viele Schranken mit verzweifelter Anstrengung
zu durchbrechen, ehe es Raum gewinnt, seine Kraft zu entfalten, seine
Mittel anzuwenden.
Dass es lernen muss, was vor ihm schon gewonnen ist, versteht
sich von selbst. Das muss, soll es fruchtbar sein, die Grundlage ab-
geben, über die es sich erhebt. Will es dabei die Regeln verschmähen,
die vor ihm durch Natur geboten, durch Genie und 'I'alent gefunden
sind, meint es, Alles selber aus sich finden zu müssen, so vergeudet es
natürlich seine Kraft. F reilieh ist seine Arbeit nicht. die eines Schul-
fuchses. Es fiiegt wohl, wo Jener Zoll um Zoll vorrückt; es sieht an
einem Beispiele, was Jener an hunderten oft nicht findet, die Regel.
Aber ganz abgesehen davon, dass das Genie sich nicht auf alle. 'l'hätig-
keiten erstreckt, dass aber der Mensch (lanaeh zu ringen hat, in jeder
Beziehung nicht unter dem Niveau seiner Zeit zu stehen, so wenig er
im Niveaumensclreir aufgehen soll, so gilt, was den Fleiss betritft, ewig
die Fabel vom Füllen, Esel und der Schnecke: Füllen, Esel und Schnecke
iretteten um ein Krautfeld. Das schnelle Pferd glaubte übermüthigizäes
habe Zeit sich in Galopp zu setzen, wenn der Esel am Fusse desymgvels
laufe, darauf das Feld lag und die Schnecke nur einen Schritt
entfernt sei. Der Esel wollte aus Faulheit auch noch warten; so- ' H j
das Füllen noch Possen trieb. Die Schnecke aber kroch stetig vorwartks,
und als jene sich plötzlich darauf lfesqnnen, dass es an der Zeit wäre zü'
laufen, da hatte sie das Feld gewonnen. Da haben wir das grosse, das
tüchtige und das kleine Talent. Wie Vielen ist es nicht ergangen wie
dem Füllen! Man täusche sich nur nicht zu sehr mit dem Spruch, dass
das bedeutende 'l'alent, das Genie sich doch durchringe undschliesslicli
triurnphire, wie viele Hindernisse ihm auch entgegenstärnleii, wie es sich
auch selbst vergessen hatte. Die Sieger werden bekannt, wie Vielefizii
Grunde gegangen sind, das weiss Niemand. Nur hie und da taucht eine
solche Kunde auf. Auch der Starke muss sich üben und in harter An-
strengung die Kräfte stahlen oder der Athem gehhihmgfsrus, wenn es
Kampf gilt, die Sehnen werden schlaff und der Siegerkraiägiahtvverloren.