Volltext: Populäre Aesthetik

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Schi 
; Fähigkeit 
leg Darstellung; 
Bßgcisterunu. 
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Wir wollen uns hier nicht auf den Streit- einlassen, ob Rafael der 
grosse Maler gewesen, wäre er ohne Hände geboren worden. Wir 
sehen davon ab, dass er sich nicht lernend trotz der grössten inneren 
Anlagen hatte fortbilden können. Genug, dass er seine herrlichen 
Werke nicht hatte schaffen können. Wer durch Ilindcrnisse, welcher 
Art sie nun auch sein mögen, seine inneren Gebilde nicht gegenstand- 
lich machen kann, der "kann" nicht, der ist kein Künstler. 
Ausser dem Schöpfungstrieb muss der Künstler die Dreiheit: Ein- 
bildungskraft, Schönheitssinn oder Geschmack, und Fähigkeit der Dar- 
stellung in sich vereinen. 
Schönheitssinn allein vermag nur einen Kritiker, Phantasie nur 
einen Phantasten, Darstellungsfahigkeit nur einen Techniker zu schaffen. 
So hätten wir gesehen, dass der Künstler gesunde sinnliche Kraft 
besitzen muss, dann Kraft der Empfindungen und Anschauungen, und 
des Einprägens in die Seele, möge diese Einbildungskraft nun sich auf 
das Festhalten von Stimmungen, Gefühlen, Empfindungen oder  
eigentliche Formen richten. Ein gutes Gedachtniss wird dabei eine 
Menge Stoff liefern, Lebendigkeit der Phantasie wird denselben durch? 
Combination zu vertausendfachen und nach Belieben zu vergrössern 
und zu verkleinern, zu verstärken und abzuschwachen wissen. Die 
ästhetische Urtheilskraft wird bestimmen, die Technik wird ausführen: 
Es ist bei alledem nur noch Eins vergessen  aber eine Haupt-Ä. 
sache, das punctum saliens, die künstlerische Begeisterung, ohne die 
nirgends Grosses geboren wird; sie, welche Platon göttlich nennt, und 
welcher er nur dichteriseh glaubt nahe kommen zu können. Sie ist das 
zeugende, Leben gebende Princip. Ohne sie sind noch alle Anlagen 
todt; ihr Funke und Alles beginnt sich zu regen, gewinnt Formen, wird 
lebendig und beseelt. "Kommt Jemand, sagt Platon im Phaedrus, ohne 
diese Begeisterung der lilusen vor den Tempel der Dichtkunst und 
glaubt, blosse Kunst werde hinreichcn, ihn zum Dichter zu machen, so 
wird er wie ein Todter unter Lebendige kommen und sein Dichten als 
eines bloss Vernünftigen wird gegen die beiiügelten Sprüche der Be- 
geisterten wie Nichts sein." Die Begeisterung, der Enthusiasmus giebt 
das Feuer, so könnte man auch sagen, darin das Erz geschmolzen und 
für den Guss bereitet wird. Denn wenn bei der inneren Nöthigung 
zum Schaffen die Einbildungskraft in Bewegung kommt und ein frucht- 
barer Keim empfangen hat, wenn plötzlich oder aus dem Schatze der 
Erinnerung langsam auftauehend ein künstlerischer Gedanke sich an- 
setzt, ncbelhaft, verschwindend klein- vielleicht im Anfang, aber bald 
sich mehr und mehr gestaltend, wenn alle Kräfte ihm zuströmen und 
an ihn das abgeben, was ihm nützlich ist, wobei Punkt für Punkt durch 
die arbeitende ästhetische Urtheilskraft beurtheilt, jedes Tlheilchen ge- 
prüft, angenommen oder verworfen wird, kurz wenn alle künstlerische 
Kräfte in Tlhätigkeit sind, dann ist es, als ob ein Seclenfexuer glühe, 
" ,f.
	        
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