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Der schöpferische
K u 1
Die
Die
Künste.
Menschen zu verwechseln, der Gott weiss welchen Ideen naehjagt, die
sich vielleicht für (len Ausdruck in der Kunst durchaus nicht eignen.
Studirt die wirkliche Welt, wendet die Grundregeln an, die für das
SGllÜlH? existiren, zeigt also Freiheit und Ordnung, Harmonie, etwns
Abgeschlossenes, Ganzes, sucht das Bedeutende, Wesentliche bei der
Schöpfung des Kunstwerkes auszudrücken! Dann seid Ihr Idealisten.
Künstler, die keine Eintagswerke schaitiian. Uebrigens sollte man auf
den unerquicklicliiziiStreit des sogenannten Idealismus und Realismus
wenig oder nichts, jedenfalls weniger geben, als geschieht. Es giebt
keinen bedeutenden Realisten, der nicht Idealist wäre. Nimmt ein
solcher, z. B. ein Maler, Gestalten, wie er sie aus dein Leben ohne
Wahl herausgreift, so wird er sicherlich sein höchstes Können in die
Farbe legen und diese zu ihrem vollsten, wesentlichsten Ausdrucke
bringen. Man heftet sich nur gewöhnlich an eine Seite der Erscheinung
und kämpft um diese herum. lürfüllt ein Künstler keine der oben au-
gegebenen Bedingungen des Idealen, wühlt er keinen bedeutenden Vor-
wurf, hat er die 'I'eehnik nicht inne, kennt er die Gesetze des Schönen
nicht und übt er sie nicht aus, weiss er nicht das Wesentliche darzu-
stellen, so ist er kein rechter Künstler, sondern ein Stümper, mag er
' sich nun Idealist oder Realist nennen.
Für gewöhnlich schlagt man sich damit herum, dass der Eine
nichts weiter will oder kann, als die Natur d. h. hier eine sogenannte
Natürlichkeit nachahmen, der Andere stets sogenannte Ideen darzu-
stellen sucht. Jener Wlfll auf die Technik, dieser auf die Wahl des
Gegenstandes und die Anordnung hingedrangt werden. Beides hat
seinen Werth, und wer nicht das Höchste erreichen kann, soll mit
seinen Kräften leisten, was ihm möglich ist. Das Ganze wird dadurch
gefördert. Denn alsdann kommt ein Vollkünstler, ein grosscr Geist,
der Beides vereint. Jene sind seine Vorarbeiter gewesen.
Gegenstand der Kunst ist das ganze Reich der lürsclleinungen.
Doch muss hier theils auf den ersten Theil zurück, theils auf die folgen-
den Betrachtungen der einzelnen Künste hingewiesen werden. Nur das
sei hier noch einmal ausdrücklich hervorgehoben, dass zwar die reine
ldealbildung die höchste, aber nicht die einzige Stufe der Kunst ist,
dass diese Idealbildilng nicht mit einer starren Schönheitsabstraction
verwechselt werden darf, dass sie auf das Einzehle, dann aber auch auf
das Ganze gehen kann, indem z. B. aus Hasslichem und Tragischem
zuletzt die höhere Harmonie wie der himmlische Sonnenstrahl aus den
trüben, schweren Wetterwolken über die bangende xErde hervorbrieht.