Volltext: Populäre Aesthetik

Der 
Trieb. 
schöpferische 
Kun st. 
Die 
Künste. 
Die 
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Tanzkunst, Dcclamirkunst, die theatralischen Künste. Von allen diesen 
Künsten verspricht ihr Eiutheiler- die Regeln und den Gebrauch in's 
Licht zu setzen. Man sieht, er suchte gründlich zu sein. Man sieht 
aber auch leicht, wohin eine solche Gründlichkeit führt. Sind 1001) Ein- 
theilungtan aufgestellt, so ist immer noch eine 1001. zu finden. 
'80 viel über die Künste. 
Woher die Kunst? Was erstrebt sie? Von ihrem Urgrunde ist 
wenig zu sagen. "Sie weiss nicht, von wanncn sie kommt und wohin 
sie geht." Ihr Drang ist instinetiv wie Essen und Trinken, wie Den- 
ken, Wünschen und Wollen. Sie zeigt sich anfangs wie im Uebcrdrang 
ästhetischer Lebensfreude. Der Drang nach dem Schönen ist uns an- 
geboren, das sich zuerst im reinen, zwecklosen Vergnügen dem Men- 
schen anschmeichelt. Der Mensch ist vergnügt und er singt  wie der 
Vogel, der in den Zweigen wolmet; er ist froh und'er tanzt, wie das 
Füllen, welches auf der Weide lustige Capriolen macht. Er liebt Farben 
und wenn er solche findet und hat Musse, so beginnt er Etwas anzu- 
maleu. So entsteht die Kunst im Spiel. Allmäilig freilich wird dieses 
zum crnstesten Spiel, das sich denken lasst, zu der innigsten, er- 
schöpfendsten lliühwaltung, die es giebt. Aus der Ahnung der inneren 
Ordnung des Schönen, die im Anfange nur instinctiv ausgeübt wurde, 
wird ein Erkennen, zu dem Streben und Arbeit gehört. Je tiefer der 
Geist dringt, desto tiefer der Grund; je höher, desto weiter der Ge- 
sichtskreis, desto höher erscheinen die Ziele. Wenn im Anfange blinde 
Freude die Kunst fand, so sehen wir schliesslich das inbrünstigste Rin- 
gen nach Idealen, das Drängen des Geistes, auch in der Erscheinung 
das Uebcrirdische gleichsam zu fassen. Die Kunst (lurehläuft alle 
Stufen von dem iustinctiven Ausdrucke der Lebensfreude und dem 
unbewusst ausgeübten Schöpfungsdrange an bis zum Suchen des Ideals. 
Ilierin erreicht sie die höchste Stufe. Nicht selten sucht sie dann dar- 
über noch hinauszugchen und mehr als die Erscheinung zu geben, auch 
dem Begriif der Dinge Seiten abzugewinnen für die Darstellung. Es 
ist das eine ihr nicht zustehende Aufgabe, an der sie scheitert. 
Das Ideal ist also Ziel. Aber man vergesse nicht, um einen Blick 
auf dieses streitige Gebiet zu werfen, dass ein schlechtes, nur sogenann- 
tes Ideal sehr widerlich, kalt, abgesehinackt sein kann, urahrend ein 
zufälliger schöner Ausdruck der ästhetischen Freude vielleicht wunder- 
bar entzückt. Idealist, Realist, wer hat Recht? Das ist eigentlich die 
seltsamste Frage. Wer das Wesentlichstc, Bedeutendste einer Erschei- 
nung auszudrücken vermag, wer unbeirrt durch das Zufällige, Kleine, 
das Hauptsachlichc, Grosse zu erfassen versteht, der ist Idealist, mag 
er nun seiner Idee den realen Ausdruck geben oder das Reale zum 
Idealen emporheben. Von welchem Punkte er auch ausgeht, er muss 
beim Schönen ankommen. Dann schafft cr das Bleibende, Unvcrgang- 
liehc, Nie-Alternde. Ein solcher Idealist ist natürlich nicht mit einem 
Lcmckc, Acstlietik. 2. Auli. ' iU
	        
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