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Kunst.
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Die
Glasperle wird die allerschönstc Königin. Da liegt ein schwarzer Kiesel
und das ist der böse Zauberer und dort findet es eine zerbrochene
Nadel und das ist die garstige Hexe, welche die gute Prinzessin tödten
will. Wie das Kind, so kindliche Völker. Wie der Mensch das
Stampfen des Jubels (lurch den ihm angeborenen Taet zum Rhythmus
des Tanzes führt, wie er das Jauchzen anschwellen und abtönen lasst
und bald auch die freieste schaffende Kraft der Phantasie, die Dich-
tung in Maasse bringt, vielleicht zumeist dem Klangc des Instrumentes
folgend, mit dem er das Wort zu begleiten gelernt hat, so nun hat
sein Auge schnell die Regelmassigkeit prüfen gelernt, die Symmetrie
ersehaut, Verhältnisse entdeckt, sich an dem bunten Spiel bewegter
Linien erfreut und die Hand hat gelernt, auszuführen, was das Auge
schaut; so hat er überhaupt die Formen mehr und mehr begriffen, hat
gesehen, was fehlt, wenn er ein Abbild geschaffen hat und hat ergänzt,
mehr und mehr dem Vorbild sich nähernd. Im Schmuck, in Geräthen,
dann bauend und nachbildcnd, hat er ebenso wie singend, dichtend,
musicirend, tanzend den ihm angeborenen Trieb zum Schönen Aus-
druck zu geben verstanden.
Und mit Vorliebe hat sich seine Thatigkeit gerade auf die Erschei-
nung gewandt. Denn noch ist es ihm schwer, abstracte Begriffe fest-
zuhalten. Er lebt noch in Anschauungen; eifrig sucht er dem Gedanken
eine äussere Gestalt, eine Form zu geben, dass er ihn behalte.
Wo ihn die Natur zur festen Siedelung führt und er mehr und
mehr zum Bauen eines Wohnortes hingedrängt wird, da wird er gern
mit wahrer Leidenschaft sich auf die unorganische Natur stürzen, um
an dieser seine Kenntnisse und seine Kraft auszulassen. Denn sie ver-
mag er sehr schnell in ihren Hauptgesetzen zu erfassen; mit ihr kann
er sicher hantieren; da kann er messend seinem inneren Trieb nach
Ordnung genügen. Die statischen und mathematischen Principien hat
er gefunden. Er weiss, wann ein Körper fallt, wann er steht; er sieht,
wie er ihn stützen kann; er findet die Richtschnur Pythagoras kann
bei Entdeckung seines Satzes kein höheres Entzücken gefühlt haben,
als der Mensch, der zuerst das Lineal anlegte und durch Drehung den
Kreis entstehen sah! Wir finden jetzt andere Gesetze und verweilen
in ihrer Ausübung mit Leidenschaft; so vermögen wir es kaum zu
ahnen, welcher Stolz die Herzen der Menschen geschwellt hat, als sie
den behauenen Stein auf den behauenen Stein setzten, dass er nicht
fallen konnte und Alles mathematische Ordnung zeigte. Meint man,
dass sonst Pyramiden gebaut wären? Könnten sie uns sonst so er-
greifen, wenn nicht in ihnen Denkmäler des Geistes standen, der die
Natur zu ordnen gelernt hat?
So ergriff er die Körperwelt; aber auch der Ton hat das Ohr des
Menschen empfindlich getroffen. Zwei Töne schrillten durch einander
und sie thaten weh. Zwei andere klangen und das war eine wunder-