Der
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Der
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dessen Mangel Italien trotz allen seinen sonstigen Vorzügen in den letz-
ten Jahrhunderten so oft gebrandmarkt hat. Schon Napoleon begann
in dem Sinn zu wirken, als er das Puppenspiel dahin abänderte, dass
der Italiener nicht mehr darin von dem Deutschen Prügel bekam, nach-
dem er denselben durch Witze maltraitirt hatte. Jetzt fangen dic Ita-
liener an, sich wirklich zu fühlen, zeigten auch leider schon thörichteix
Uebermuth, der ihnen nach den Erfahrungen des letzten Jahres freilich
wohl für einige Zeit vergehen wird. Ohne Preussens Erfolge drohte
der Erhebung des italienischen Geistes das Schlimmste. Hätte Oester-
reich seinen Sieg verfolgen können, so waren alle guten Errungen-
schaften der Italiener in Frage gestellt und die schlimmen Seiten des
Volkscharacters möchten auf lange Zeit über die besseren, nicht zum
Wohle der ltienschheit, triumphirt haben. Wenn man die Umwälzungen
Italiens in den letzten Jahrzehnten betrachtet, kann man übrigens den
Italienern, besonders den gebildeten Classen Hochachtung und Bewun-
derung nicht versagen, weil sie so ausdauernd und kühn alle Stürme
bestanden haben. Wenn sie auch nur fernerhin lilaass im politischen
Leben zu halten wüssten! Was die kriegerische Tüchtigkeit anbelangt,
so ist an sich kein Grund vorhanden, dass nicht das Volk sie wieder
gewinne oder zeige. Das Material ist vielfach so gut wie in den Römer-
zeitcn vorhanden. Das Mittel heisst: römische Zucht und Strenge. Den
Feldherrn mehr fürchten als den Feind das gilt unter ähnlichen Um-
ständen für alle Völker. Was unser Verhältniss zu Italien betrifft, so
gilt da: unwürdig ist es eines Volkes, die Besserung eines anderen zu
verwünscheu, aber Pdicht ist es, jedem anderen Volke den Vorsprung
abzugewinnen suchen, indem man sich selber noch entschiedener bessert."
Danach haben die Deutschen zu handeln.
Von den Slaven will ich nur kurz den Polen und Russen berühren
und von den andern nur bemerken, dass in Bezug auf die Künste musi-
kalisches und poetisches Talent bei ihnen verwaltet; so die Musik beim
Böhmen, die Poesie beim Serben. Der Pole ist ästhetisch bedeutsam
als Persönlichkeit, der Russe, es handelt sich natürlich dabei um den
eigentlichen Russen des Volkes, wiegt nur in der Masse. Jener ist
lebendig, phantastisch, leichtsinnig, Tänzer und Reiter; dieser zäh, ver-
schmitzt, berechnend, Wagenfahrer. Der Pole zeichnet sich durch Un-
gestüm, der Russe durch Hartnäckigkeit aus (bilden die (lrundlage des
Grossrussischen Volkes vielfach finnische Stämme, wie jetzt behauptet
worden? Manches Auffällige, den Russen von den übrigen Slaven Un-
tcrscheidende liessesich daraus erklären). In den Künsten haben beide
nur in der Ilichtkunst bedeutendere Erfolge. errungen; sonst sind sie
die Russen auch in der Dichtkunst kaum nirgends (lriginal; wohl
aber hat der Russe ein nngewvölniliches Nachahmungstalent voraus,
durch das er bei den geringsten Hülfsmitteln noch Bedeutendes wirkt.
Das aristokratische Polen hatte sich an Frankreich in seinen Aeusser-