Volltext: Populäre Aesthetik

Die 
Völker 
der 
Neuzeit. 
Mit den Germanen und dem Christenthum waren zwei Feinde der 
römischen Weltordnung aufgetreten, die sie nicht zu bestehen vermochte. 
Jene oder dieses allein hatte sie vielleicht absorbirt; beide zusammen 
ergänzten sich in ihren Angriffen und eine treue Zeit musste beginnen. 
Heidnische Germanen wären auf die Dauer gleich den Galliern, wenn 
auch langsamer und vielleicht erst als Sieger römisch gemacht; das 
Uhristcnthnm aber wäre ohne die Germanen unter den alten Nationen 
vcrheidnischt; ist es dies doch überall, wo das germanische Element 
nicht maassgcbend war, und zwar in den von Germanen unberührten 
Ländern so stark, dass der Muhamedanismus sich berufen fühlte, den 
Kehraus zu machen und bis auf den heutigen "Fag gemacht hat. 
Ein gewaltiges, seltsames Bild, dieser Sturz des römischen Reiches! 
Von Nordosten frische, rohe Nationen, in nngebändigter Kraft antobend, 
von Südosten ein orientalisches Geistesgewitter, in dessen Luft der grie- 
chische und römische Geist erstickte. Jetzt ward im (Ühristenthum der 
Bruch zwischen Geist und Natur ausgesprochen, der im Orient immer 
lag, aber verschleiert und nur dumpf gefühlt. Wie lange auch schon 
Philosophen und Philosophcnsehulen sich mit diesem Problem getragen 
hatten, das Volk hatte sich seine Sinnenwelt frisch erhalten, ja auf sie 
hinein gesündigt. Nun aber kamen die jüdischen Männer und lehrten 
die Nichtigkeit des Fleisches und einen Gott, der nicht in güldenen, sil- 
bernen und steinernen Bildern wohne, der einen Tag gesetzet, an dem 
er Gericht halten wolle, für das nur Busse Rettung schaffen könne. Un- 
gclehrte Ilandwerker verkündeten, dass alle Weisheit aller Philosophen 
nichtig wäre, dass sie allein die Wahrheit wüssten und die bestände 
darin, dass Gott seinen einzigen Sohn in die Welt gesandt habe, (lamit 
alle, die an diesen in einen Menschen verwandelten und grausam gleich 
einem Schächer hingerichteten Gottessohn glaubten, selig würden. Dem 
Unglauben und Nichtsglauben ward der Glaube an ein Wunder als Aus- 
gangspunkt entgegengesetzt. Die Hoheit der Weltwürden ward abge- 
setzt nnd die Glorie eines Himmclreichs den Armen und Niedrigen vor
	        
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