Die Italier.
Die
Römer.
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oder kriegerischen Kampfplatz herum die Zuschauer bildeten, als in
ästhetischer Beziehung nach Auszeichnung streben, wenn man sich
mit wilden, barbarischen Völkerschaften, z. B. mit Galliern, Iberern,
Numidiern, Germanen, herumschlug. Das Soldatcnhandwverk überwog
die Kunst bei dem einzelnen Manne; das Schmückende wurde über das
Nothwentlige vergessen. Will man eine Art Vergleich, so denke man
an die Franzosen der grossen Armee. So lange Deutschland und Italien
ihnen zusahen, zeigten sich die Söhne der Gloire von ihren besten,
ritterlichsten Seiten, voll von Eifer, neben der Tapferkeit auch ltlanier-
lichkeit und Galanterie zu zeigen; sobald aber auf den Eisgefilden
Ostpreussens, in den Sierren Spaniens und den Wüsten Russlands
gekämpft wurde, kam das rauhe, ja rohe, brutale Soldatenwesen zum
Vorschein.
Die an Blut gewohnte Brutalität des Italiers zeigte sich bekannt-
lich am widerwärtigsten und sehadlichsten in den Gladiatorenspielen.
Gedungene Fechter oder Sclaven mussten sich zum Ergötzen des Volkes
niedermetzelu oder mit Bestien auf Leben und Tod kämpfen. Damit
war jede edle Gymnastik, jede schöne Kunst unmöglich gemachtrsie
ward doppelt entwürdigt durch den Zweck und die Mittel: Tödteu oder
besser Abmetzeln und Sclaven vertragen sich nicht mit ihr. Es gilt
überhaupt von jedem gefährlichen Spiel, namentlich vom Wettspiel,
dass es seine ästhetische Bedeutsamkeit verliert, sobald es nicht vom
Volk, sondern von einer Klasse bezahlter Menschen getrieben wird.
Die Gefahr, die es mit sich bringt, irvird sodann gesteigert, damit die
Zuschauer eine grössere Emotion verspüren und mit behagliehem
Grausen sich an dem Anblik weiden. Ruhmsucht und der Stolz des
Handwerks treiben dabei das sonst schon bedauernswürdige Opfer
selbst zum Aeussersten. Die Theilung der Arbeit, um in einem Zweige
wenigstens das Höchste zu erreichen, wird ausserdem auch bei solchen
Uebungen auf die Spitze getrieben. Sie wird nicht blos die allseitige
Ausbildung verhindern, sondern auch eine übertriebene Technik aus-
bilden, welche gewöhnlich in's Unschöne ausschlagend, nur Bravour-
stückchen aufführt, die ein unverständiges Publikum beklatseht, ohne
das wahre Verdienst und den Schein auseinander halten zu können.
So lange hingegen das ganze Volk gefährlichen Uebungen obliegt
und fast alle körperlichen Uebungen wie Ringen, Reiten, Springen,
Schwimmen u. s. w. bringen ja Gefahr mit sich so lange auch die
Edelsten und Reichstendaran Theil nehmen, so lange bleibt der Wett-
kampf immer in seinen guten und schönen Schranken. Man hütet sich,
das Leben in einer Weise auf's Spiel zu setzen, dass seine Erhaltung
ein Wunder ist, der sonstigen Verkehrtheiten nicht zu gedenken.
So liess sich der Römer mit einer leichteren, weniger kunstreichen
Gymnastik genügen. Er erhielt seinen Körper beweglich, besonders
auch durch Ballspiel, und stählte den Arm und übte das Auge durch