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Staaten.
Völker.
Das Alterthum.
Cambridge und Oxford im Wettrudern herausfordern könnten, warum
denn Alles Kraft und Geld auf Paukenoder Kneipen verwandt
werden soll, ist nicht einzusehen. Statt dessen herrscht leider häufig
als guter Ton der schlechte Ton, ein lässiges, ja körperlich träges
Leben zu führen und Anstrengungen, die nicht dem F echtboden ange-
hören und hier dem sonderbaren Schlagcomment allein, so viel wie
möglich zu vermeiden. So wenig Deutschthümelei, so wenig sollte
Dandythum unsere Universitäten beherrschen. Die Reichsten können
mit dem besten Beispiele vorangehen. Nirgend anders sind so die Be-
dingungen gegeben, nach schöner harmonischer Ausbildung des Geistes
und des Körpers zu streben, die gleich weit von Einseitigkeit wie von
Zcrfahrenheit, von Zwang wie von Willkür, von Kopfhängerei wie
von Liederlichkeit, von Aeugstlichkeit wie von Renonnnisterei ent-
fernt ist.
Doch genug dieser Einzelbemerkungen. Betrachten wir kurz die
ausgezeiehnetsten Völker, wobei wir ein Hauptaugenmerk auf die Aus-
bildung der körperlichen Schönheit durch Gymnastik, Spiel und dergl.
richten wollen. Ich beginne sogleich mit dem in jeder Beziehung elas-
sischen Volke der Griechen.
Wohl hat der Himmel und die Erde die Griechen bei ihrem Streben
nach dem Schönen begünstigt, aber man muss gestehen, dass sie sich
selbst und der Arbeit das Meiste zu verdanken gehabt haben. Musik
und Gymnastik waren ihre Erziehungsmittel zur schönen geistigen und
leiblichen Harmonie. Sollte die musische Erziehung die Seele mildern
und harmonisch machen, so die Gymnastik den Körper zu Gesundheit,
Schönheit und Kraft ausbilden. Gesunde Seele im gesunden Leibe war
ein griechischer Spruch. Jahrhunderte hindurch haben sie sich hierin
auf der Höhe gehalten, ehe die Gymnastik in Tändelei oder in Athleten-
thum ausartete, das zu nichts mehr Nutz war, als sich auf dem Kampf-
platze abzubalgen und Bravourstückchen zu zeigen. In ihrer reinsten
Form erstrebt die griechische Gymnastik, wie wir sie im sogenannten
Pentathlon gipfeln sehen, Kraft, Sicherheit und Schnelligkeit, deren
Vereinigung dem Manne die höchste körperliche Tüchtigkeit geben. Die
Uebungen und Kämpfe des Pentathlon oder Fünfkampfes bestanden
in Laufen, Springen, Ringen, Diskos- und Speerwerfen. (Einzelne
Leistungen im Springen, die uns berichtet werden, sind geradezu un-
glaublich, so die des Krotoniaten Phayllos, der über 50 Fuss weit ge-
sprungen haben soll, während jetzt ein Sprung von 18 Fuss eine ausser-
ordentliche Leistung ist.) So wurden der ganze Körper, Arme, Beine
und das bei jedem Kampfe so wichtige Auge gleichmässig geübt durch
Ringen, durch Lauf, Sprung, den schweren und leichten Wurf. Aber
nicht Kraft und Gewandtheit für den Kampf war das einzige Ziel; nicht
minder wichtig galt, von der Gesundheitspüege ganz abgesehen, die
schöne Haltung, die in jeder Bewegung, in Stand und Gang sich oden-