Staaten.
Völker.
Das
Alterthum.
Der Staat, der dem Menschen die freieste Entwickelung zu Theil,
werden lässt, in welchem weder starrer Zwang, sei er von Personen
oder durch Gewohnheiten ausgeübt, noch Willkür herrscht, wird auch
in ästhetischer Beziehung die begabtesten und tüchtigsten Menschen
aufweisen, wenn irgendwie die Bedingungen dazu durch Anlage, Boden,
Klima u. s. w. gegeben sind. Körperliche Schönheit allein kann sich
lange, trotz schlechter gesellschaftlicher Einrichtungen erhalten; aber
wenn die Harmonie des Geistigen und Körperlichen verloren gegangen,
so wird mit der Zeit der geistig gedrückte und bevormundete sowie der
willkürliche Mensch den Stempel der Verkümmerung oder der Zerrüt-
tung der Gestalt aufgeprägt erhalten.
Der Despotismus der Orientalen übt eine geringere schlimme Ein-
wirkung, als man denken sollte. Doch erklärt sich dieses leicht. Er
ist der Löwe, der die Beute an sich reisst, wenn er sie bekommen kann;
unter ihm rauben Panther und wer Macht hat. Aber ihr Raub wächst
frei, ungezwungen auf und schützt sich durch Schnelligkeit, Verstecken,
List oder wie es nun sei, so gut er vermag. Der Starke schwingt sich
selber hinauf. Hier ist die Persönlichkeit nicht unterdrückt durch ein
System, das bis in das Innerste des Hauses sich hineindrängt, das jede
Handlung, ja Regung bevormundet, das Alles taxirt, überwacht, be-
steuert, das nie schlaft, kein persönliches Mitleiden keimt, gegen das
man sich nicht zu wehren vermag.
Der Mensch muss aber gegen den ltlächtigeren auf der Hut sein
und er zeigt sich daher listig, verschmitzt, räuberisch, feig und kühn
je nach Umständen, gewandt; körperlich ist er durchaus natürlich ent-
wickelt.
Aehnlich, wenn Barbaren über gebildetere Völker eine aristokra-
tisehe Herrschaft begründen. Franken, Gothen, Langobarden, Türken,
Mamelucken z. B. herrschten in dieser Weise. Nur in einer Hinsicht
demoraligiren sie die Unterworfenen. Sie gestatten ihnen kein Wehr-
recht und machen sie durch Entwöhnung von den Waffen feige, unselb-
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