Volltext: Populäre Aesthetik

Krieger. 
Handwerker; 
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Sagen als Hephästos sowohl wie als Wieland, den kunstreichen, nordi- 
schen Helden. Einen ganz bcsondern Typus hat der Eisenarbeiter der 
Fabrik. Der Abglanz der Zeit ruht auf ihm. Er fühlt sich als den 
Mann der Zeit, was ihm ein besonderes stolzes Gepräge aufdrückt. 
Handwerker, die in freier Luft arbeiten, wie Zimmermann und 
Maurer, haben gewöhnlich viel Frische, aber auch Derbheit. Jede 
sclnvere und gefahrliche Arbeit drückt sich auch im Wesen des Mannes 
P1118, wie man gerade bei den genannten Handwerkern leicht erkennen 
kann, namentlich durch den Blick, der Unerschroekenheit bekundet und 
in die Aussenwelt hineinsehaut. Bauhandwerker sind durch Steigen, 
auch wohl Klettern nicht so einseitig ausgebildet. Arme und Beine 
werden geübt. Der Einiiuss des bearbeiteten Materials auf den Men- 
schen ist interessant. Holz und Stein, um bei den Bauhandiverkern zu 
bleiben, sind Stoffe, die derb angepackt werden wollen, damit sie sich 
fügen, wie sie sollen. Daran gewöhnt sich nun der Zimmermann und 
Maurer der Art, dass er auch so derb bleibt, wo es nicht nöthig Ware. 
Natürlich sieht die böse Welt keine lüntschuldigung in der Erklärung 
der Ursache und nennt sie grob. Uebrigens ist der Maurer körperlich 
meistens gegen den Zimmermann im Nachtheil. Der Steinstaub, den 
er schlucken muss, macht ihn farbloser und greift ihn mehr an. Zim- 
merlcute sind daran gewöhnt, zusammenzuarbeiten; sie gleichen darin 
den Matrosen. Wie diesen, ist es eine Freude, ihnen zuzusehen, wie 
sicher und ordentlich sie die gefährlichen Arbeiten verrichten, wo Jeder 
an seiner Stelle selbständig und doch gefügig eingreifen muss. In der 
'l'hat, wer für dergleichen Sinn hat, soll ihnen zuschauen, wenn sie 
schwere Balken tragen oder aufrichten. Wie sicher und stet werden 
die ungeheuren Lasten gehoben von den kraftvollen Männern  Ruf 
und Ruck fallen zusammen. Bauhandiverker, die mit Winkeleisen und 
Loth hantieren, haben bei aller Ungebundenheit meistens etwas Ord- 
nungsmassigeres, als die anderen Handwerker. Sie hauen über die 
Schnur, aber sie haben eine Schnur; es sind schon Mathematiker, wenn 
gleich rauhe. 
Der Krieger sollte eigentlich in körperlicher Hinsicht den N ormal- 
menschen vorstellen. Kraft, Schnelligkeit, Geschmeidigkeit sollen sich 
in ihm mit Muth, Scharf blick, Kaltblütigkeit, Energie und List vereinen. 
Was für ein Geschöpf man aus dem Krieger meisten herausdressirt, ist 
bekannt: einen steifen, eckigen, unbeholfenen Gamaschensoldaten. Dieser 
bildet in seiner Hölzernheit einen Gegensatz gegen den echten Krieger, 
der zu allen Zeiten das herrlichste ästhetische Vorbild des Mannes war 
in seiner Körperl-xraftigkeit, dann auch durch die hohe Tugend des 
Mannes, den Muth. Der Mensch fürchtet von Natur aus den Tod; diese 
Furcht besiegen gilt für das Staunensivertheste: (lass es möglich, den 
Tod zu verachten, ist Vielen unbegreiflich, namentlich den Frauen. 
Daher rückt der Krieger ins Erhabene.
	        
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