Der
Mensch
in
seiner
Thätigkeit.
Der Jäger, d. h. das Glied eines Stammes, der von der Jagd allein
lebt, ist nur nach der thierischen Seite besonders entwickelt. Seine
Sinne sind scharf; sein Körper ist geschickt, Mühseligkeiten und Man-
gel zu ertragen. Zu geistiger Bedeutung, selbst zu voller körperlicher
Schönheit, vermag er sich nicht emporzuarbeiten. Er ist listig und
muthig, aber auch dieses in ziemlich thierischer Weise. Weil er von
Tag- zu Tag von seiner Arbeit leben muss, ohne dass er auf längere
Zeit vorsorgen kann, weil er das Fleisch des erlegten Wildes weder
lange aufzubewahren, noch das lebende Wild zum Gebrauch zusammen-
zuhalten vermag, wie eine Heerde, so bändigt ihn fortwährend der
Mangel und er bleibt ein Sclave seines Magens. Ehe aber nicht das
Bedürfniss befriedigt ist, kann nichts höheres Menschliches sich zeigen.
Ferner zwingt die Jagd zur Vereinzelung oder doch zum Leben in klei-
uen Trupps. Der Mensch aber ist Gesellschaftsgeschöpf und vermag
nur als solches sich normal zu entwickeln. Er kommt ausserdem z. B.
über das Recht des Stärkeren, wie es bei seinen Jagdgclwsßen, Wölfen
u. s. w. herrscht, nicht hinaus. Der Jäger muss schweifen, den Wohn-
ort wechseln; er vermag nicht viel mit sich zu schleppen. Sein ästhe-
tischer bildender Trieb muss sich darauf beschränken, seine Kleider,
noch bequemer die Haut, und die Waffen zu verzieren, also persön-
lichen Schmuck zu schaffen. Sodann aber hat er die ngefliigelte"
Sprache, die keine Last zu tragen ist. In persönlichem Schmuck und
in Erzählungen oder Liedern wird er also seinen künstlerischen Trieb
äussern. Der Tanz ist Freudensprung, Kampf- und Jagdnachahmung
und dergleichen.
Der Nomade lebt von seinen Heerden. Die Ernährung ist ge-
sicherter, die Anstrengung unbedeutend. Weideplätze suchen, langsam
dahin treiben, das Vieh bewachen und vor Angriffen von Menschen und
wilden Thieren schützen,"das ist die Hauptarbeit. Dabei findet er nun
Zeit genug, seinen Körper und Geist mehr zu pflegen. Die Aussenwelt
absorbirt ihn nicht mehr, wie den Jäger, wenn er auch aufmerksam
bleiben muss. Er hat sich vor Gefahren zu hüten, aber doch nicht