Racen.
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ders aus in der Gestalt des Herakles (Herkules), bei welchem die phy-
sische Kraftentwicklung über die geistige vorwiegt.
Die weibliche Schönheit erscheint in der schlanken, in den Formen
wohl jugendlich herben Artemis (Diana); Pallas Athene (Minerva),
ruhigere Formen, Weniger weiblich-gymnastisch als Artemis, aber doch
straff, hoch, schlank, nervig; Aphrodite (Venus), schönste weibliche
weiche Fülle der Form, gleich weit vom Herben, Straffen, wie vom Zu-
Schwellenden, Weichlichen. Schönheit der reifsten weiblichen Entwick-
lung: l-Iere (Juno), hoch, voll, fest, stattlich, würdig.
Hoheit der Gestalt, hoher Wuchs ist überhaupt wie hier hervor-
gehoben werden soll, griechische Forderung für Frauenschönheit, wäh-
rend die moderne Zeit sich nur zu oft mit dem Niedlichen begnügt.
(Besonders Dichter pflegen hier häufiger zu fehlen. Sogenannter elas-
sischer Sinn strebt auch in dieser Beziehung zur grösseren Formerschei-
nung; die Frauengestalten Göthe's in seiner classischen Zeit möge man
in Rücksicht darauf ansehen.)
Die Farbe der Menschen ist verschieden. Sie ist moorfarbig, erd-
farbig und weiss mit verschiedenen Abstufungen. Weiss, sagte ich,
obwohl die Farbe der Kaukasier ein Gemisch von Roth, Blau, Gelb und
anderen Farben ist, die innig "verkocht" mit einander sind, wie Göthe
es nennt. Den schwarzen Menschen könnte man scherzhaft für ein
Sumpfgeschöpf erklären, den erdfarbenen Mongolen für ein echtes
Steppengeschöpf, den Weissen hingegen für ein Gemisch der Farben
von Schnee, Wasser, Felsen, Erde, Blumen und Wald, mit Sonnen-
schein gefirnisst, wodurch er für alle Gegenden mit Ausnahme des
Sumpfes und der Wüste indicirt ist. Dass der Kaukasier die weisse
Hautfarbe für die schönste erklärt, versteht sich von selbst; dass an-
ders gefärbte Völker damit nicht übereinstimmen und ihr dauerhaftes
Gelb, oder ihr reinlicheres Schwarz, reinlicher, weil man den Schmutz
nicht so leicht darauf sieht, für schöner halten, ebenso.
Ich habe hier (nach Cuvier) 3 Racen angeführt. Gewöhnlich rech-
net man ihrer fünf, Andere zählen mehr.
Die Racen unterscheiden sich nicht blos durch Farbe der Haut,
Sondern auch im Körperbau. Zuvörderst zeigt sich eine grosse Ver-
schiedenheit im Bau des Kopfes. Der Gesichtswinkel (der Winkel einer
Linie von der Stirn bis zu den Vorderzähnen und einer durch den Ge-
hörgang gezogenen Geraden) wechselt beträchtlich. Nach Camper
haben Neger und Kalmuck nur einen Gesichtswinkel von 700 (der
Orang-Utang 580), während die Hellenen ihren Idealköpfen nicht selten
1000 gegeben haben.
Der Neger ist von kräftiger Statur. Krauses Wollhaar bedeckt
den niedrig gewölbten Schädel. Das Gesicht schiesst im weiten, von
Wulstigen Lippen umrandeten Munde thierisoh vor, die Nase ist kurz,
aufgeworfen. Die Zähne sind glänzend; bei vielen Stämmen herrscht
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