Die
Säugethiere.
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bewahrt, bis zu dem verzogenen, klädenden Hündchen, das eine Dame
in ihrem Arbeitskorb trägt. Das Geheul des Hundes ist hässlich wie
das seiner Verwandten. Angenehm aber ist das Gebell der grösseren
Racen; es ist klangvoll, muthig, markig.
Für den Ausdruck des Seelenlebens braucht nur auf das Auge
des Hundes verwiesen zu werden, das oft von wahrhaft menschlichem
Ausdruck ist; freundlich, zornig, heiter, traurig, forschend, liebevoll,
wie verstandnissinnig u. s. w. Wie besonders auch Ohren und Schwanz,
ganz von der Stimme abgesehen, beim Hund sprechen, ist bekannt.
Wer über das Seelische der Thierwelt näheren Aufschluss haben
möchte, den verweise ich auf den enthusiastischen Scheitlin: die Thier-
seele, dann überhaupt auf das interessante Werk von Brehm.
Das mächtige, durch Kraft die höchste thierische Erhabenheit
aufweisende Geschlecht der Katzen möge, mit der Burleske, dem Affen,
diesen Abschnitt beschliessen.
Die Katze jagt nicht wie der Hlind im Lauf, sondern heran-
schleichcnd bemächtigt sie sich ihrer Beute durch einen oder mehrere
gewaltige Sätze. Das Thier, das sie erhascht, ist nicht lahmgehetzt
wie das vom Hund gejagte. Folglich bedarf die Katze der Mittel, die
in frischer Kraft zu entfliehen suchende Beute festzuhalten. Dazu hat
sie die starken Pranken, die mit scharfen Krallen bewaffneten Beine.
Der Hund ist also schlanker von Füssen, ein Läufer, die Katze starker,
ein Springer. Gleichsam als Steuer bei ihren weiten Sprüngen dient
der lange Schwanz.
Die meisten Katzenarten tragen Hals und Leib in gleicher Flucht
und drücken den Körper beim Gehen, schleichend, gegen den Boden.
Der Rumpf ist meistens sehr lang und hoch gegen Kopf und Hals.
Der runde, kurze Kopf leistet sehr wenig Gegengewicht mit den zu
ihm gehörenden Vorderparthien gegen die eigentliche Leibesmasse.
So stehen die meisten Katzenarten den Hunden, Pferden, Antilopen etc.
in diesen Beziehungen nach. Sie sind vorwiegend Bauchthiere. Ihre
seelischen Eigenschaften sind auch, wie bekannt, durch Blutdurst und
Wildheit herabgedrückt. Wenn satt, faul, wenn hungrig, wüthend,
haben sie für nichts Sinn als für Schlafen und Raub und Mord. Zur
Anhänglichkeit an den Menschen sind sie darum nicht geschatfen.
Echte Räuber erscheinen sie egoistisch abgeschlossen. Während der
Blick des Hundes Verständniss ausdrückt für den Blick des Menschen,
leuchtet das Katzenauge durchaus kalt, ein Wesen verrathend, das
in sich fertig, unbildsam ist. Auge, Ohr, Nase sind am Kopf voll-
kommen ausgedrückt. Das Maul hat dadurch etwas Falsches, dass es,
festgeschlossen, fein erscheint; um so überraschender weitet es sich
plötzlich zum furchtbaren Rachen, wenn das Thier gähnend oder
wüthend sich gleichsam vergisst.