Volltext: Populäre Aesthetik

Die 
Säugethiere. 
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Ausdruck von Kraft und der trotzigen Energie. Der Stier ist eine 
mächtige Erscheinung. Namentlich durch die Entwicklung an dem 
etwas nach oben geschwungenen Hals (Stierhals) und an Brust wird 
er so imponirend, behält aber durch die niedere Haltung von Hals 
und Kopf etwas Dumpfes. [Der edle Stier muss den Kopf über die 
Rückenlinie heben] Zornig, mit unheimlich finsterem Blick, dumpf 
grollend oder heiser brüllend wird er furchtbar. 
Besonders auffallend wird die Gestrecktheit von Hals und Kopf 
bei dem unheimlichen Büffel, der ausserdem durch die runzlige, spar- 
lieh mit Haaren besetzte Haut an die grossen Dickhäuter wie Nashorn, 
Flusspferd erinnert. Die Entwicklung des Vorderkörpers an Brust 
und Schulter geht durch den ünsteren Auerochs, einst den Grössten 
unserer Wälder, im amerikanischen Bison zu dem monströsen Buckel 
über, von dessen zottigem Halse sich dann der Kopf ziemlich recht- 
winklich absetzt. 
Sehr hässlich ist das Kameel. Der Rumpf weicht gänzlich durch 
den oder die Buckel von der Horizontalen ab. Diese Erhöhungen 
machen den Rücken zu einem Bogen, geeignet Lasten zu tragen, in- 
dem er die Last von der Mitte des bei den meisten Thieren gleich 
einem Architrav gestalteten Körpers hinüberleitet auf die vier Trag- 
säulen, die Beine, aber auch den Rumpf so vollkommen für sich hin- 
stellend, dass Hals und Kopf nur vorzupendeln scheinen, als ob sie 
gar nicht besonders nothvsiendig wären. Dies ist natürlich mit der 
Bedeutsamkeit, die Kopf und Hals für das Säugethier haben, unverein- 
bar. Auf die sonstigen Difformitäten der Mischbildungen, die wir im 
Kameel sehen, brauche ich nicht weiter einzugehen. Das hängende 
Maul, die plumpen Beine und Füsse, die Schwielen sind bekannt. Am 
ditformsten ist das Trampelthier, am schönsten in seiner Art das 
Renn-Dromedar. Natürlich wird das Kameel durch seine Absonder- 
lichkeiten auffällig; dadurch, sowie durch seine Grösse und Kraft, die 
es dem Menschen, leicht zähmbar, zur Verfügung stellt, wird es 
ästhetisch bedeutsam. 
Eine andere Difformität des Thierkörpers sehen wir in der Giraffe. 
Ihr Rumpf bildet ein Dreieck, anstatt eines Vierecks. Dass die hohen 
Beine und der lange Hals diese Gestalt nicht verschönern, versteht 
sich. Das ganze Thier ist vorn in die Höhe gezogen, damit es die 
Baumzweige und das Laub, das seine Nahrung bildet, erreichen kann. 
Wir kommen jetzt zu einem Geschlecht, das nicht mit Unrecht 
von Vielen für das schönste unter den Thieren erklärt wird. Das 
Pferd erfüllt alle Anforderungen. Alle Glieder sind wohl proportionirt; 
nichts ist an ihm verschwommen oder skelettmässig. Sein Rumpf ist 
wohl gestreckt, Die Beine sind kräftig, dabei doch schlank. Der 
kräftig convex geschwungene Hals setzt in schöner Weise schräg auf- 
recht vom Körper ab, von ihm wieder der ausdrucksvolle Kopf, den 
Lcmckc, Aesthutik. 2. Auf-l. 11
	        
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