Volltext: Populäre Aesthetik

160 
Das Thierreich 
seinen Muth, seinen lautlosen Kampf imponirend, ja. steigt ins 
habene: 
WVie ein Eber des Bergs, voll trotzeniler Kühnheit, 
Welcher fest das Gehetz anwandeinrier Männer erwartet, 
Dort in einsamer Oed' und den borstigen Rücken emporsträuht; 
Beid' auch funkeln von Feuer die Augen ihm, aber die Hauer 
 Wetzet er, abzuwehren gefasst, wie die HuncP, auch die Jäger. 
Wie er dann anstürzt, in der Wuth die Waldung vom Stamme 
mäht und wild mit klappenden Ilauern wüthet, das mag ausführlich 
in den Gleichnissen Homer-ß lesen, wer ihn nicht in Wirklichkeit er- 
schauen kann. 
In der Form normale, zum Theil zu den schönsten gehörende 
Thiere sind Schafe, Ziegen, die Antilopen- und Hirscharten. Der 
meistens nach unten geschwungene Hals (hirschhalsig) setzt auf- 
gerichtet vom Rumpf ab, dessen Linien die Horizontale in leichten 
Schwingungen einhalten. Der Kopf gliedert sich durch Stellung wie- 
der vom Halse, an sich freilich ist er noch etwas blockig zugeschnitzt. 
Die Augen sind gross, klar, ausdrucksvoll. Das feine Maul hat keinen 
Zug von niederer Gefrässigkeit. Der Körper ist durch gleichmässige 
Beine hoch genug gehoben, zuweilen freilich auch über-massig, so 
dass die Beine gegen den Rumpf wohl zu dünn und steckenartig er- 
scheinen. Bei vielen der genannten Thiere finden wir beide Geschlech- 
ter oder doch das männliche Thier mit Hörnern geschmückt. 
Das Schaf wird vielfach komisch durch sein, alle Formen ver- 
steckendes, Wollkleid, aus dessen Masse die Füsse wie kleine Pflöcke 
stehen, komisch ferner durch manche sonstige bekannte Eigenthümlich- 
keiten, unangenehm durch sein eintöniges, klagendes Geblöck, durch 
Eigensinn, stöckisches Wesen. Imposant sieht der Widder mit seinen 
gewundenen Hörnern aus, wenn er trotzig, aufgeregt dasteht. 
Die Ziege hat trocknere, hagere Formen. Die Antilopen sind zum 
Theil sehr zierlich, zum Theil aber schon nach dem schwerfalligercn 
Rindvieh hinüberweiscnd, wo dann auch plumpe Formen, schräger 
oder buckelähnlicher- Rücken u. s. w. sich finden. Die guten wie 
schlimmen Seiten der Ziegen, dann die Schönheit vieler Antilopen 
brauche ich hier nicht auszuführen. 
Die Bedeutung der Hals- und Kopfrichtung kann man sich hier 
recht klar machen. Man vergleiche z. B. Rennthier und Elenthier mit 
Reh und Hirsch. Dort Alles in einer Linie, hier Formenwechsel. Das 
Elenthier ist ausserdem ungestaltet. durch seine hohen, zum Waten 
geschickten Beine, die Rumpf und Hals zu kurz erscheinen lassen. 
Die geradhalsigen Arten weisen auf das Geschlecht der Rinder 
mit massigem, langgcstretiktem Rumpf auf starken, ziemlich kurzen 
Beinen, durch den gerade angesetzten Hals vielen vorhergehenden 
Arten nachstehend an Formscihönheit, aber bedeutsamer (lurch den
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.