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Das Thierreich
seinen Muth, seinen lautlosen Kampf imponirend, ja. steigt ins
habene:
WVie ein Eber des Bergs, voll trotzeniler Kühnheit,
Welcher fest das Gehetz anwandeinrier Männer erwartet,
Dort in einsamer Oed' und den borstigen Rücken emporsträuht;
Beid' auch funkeln von Feuer die Augen ihm, aber die Hauer
Wetzet er, abzuwehren gefasst, wie die HuncP, auch die Jäger.
Wie er dann anstürzt, in der Wuth die Waldung vom Stamme
mäht und wild mit klappenden Ilauern wüthet, das mag ausführlich
in den Gleichnissen Homer-ß lesen, wer ihn nicht in Wirklichkeit er-
schauen kann.
In der Form normale, zum Theil zu den schönsten gehörende
Thiere sind Schafe, Ziegen, die Antilopen- und Hirscharten. Der
meistens nach unten geschwungene Hals (hirschhalsig) setzt auf-
gerichtet vom Rumpf ab, dessen Linien die Horizontale in leichten
Schwingungen einhalten. Der Kopf gliedert sich durch Stellung wie-
der vom Halse, an sich freilich ist er noch etwas blockig zugeschnitzt.
Die Augen sind gross, klar, ausdrucksvoll. Das feine Maul hat keinen
Zug von niederer Gefrässigkeit. Der Körper ist durch gleichmässige
Beine hoch genug gehoben, zuweilen freilich auch über-massig, so
dass die Beine gegen den Rumpf wohl zu dünn und steckenartig er-
scheinen. Bei vielen der genannten Thiere finden wir beide Geschlech-
ter oder doch das männliche Thier mit Hörnern geschmückt.
Das Schaf wird vielfach komisch durch sein, alle Formen ver-
steckendes, Wollkleid, aus dessen Masse die Füsse wie kleine Pflöcke
stehen, komisch ferner durch manche sonstige bekannte Eigenthümlich-
keiten, unangenehm durch sein eintöniges, klagendes Geblöck, durch
Eigensinn, stöckisches Wesen. Imposant sieht der Widder mit seinen
gewundenen Hörnern aus, wenn er trotzig, aufgeregt dasteht.
Die Ziege hat trocknere, hagere Formen. Die Antilopen sind zum
Theil sehr zierlich, zum Theil aber schon nach dem schwerfalligercn
Rindvieh hinüberweiscnd, wo dann auch plumpe Formen, schräger
oder buckelähnlicher- Rücken u. s. w. sich finden. Die guten wie
schlimmen Seiten der Ziegen, dann die Schönheit vieler Antilopen
brauche ich hier nicht auszuführen.
Die Bedeutung der Hals- und Kopfrichtung kann man sich hier
recht klar machen. Man vergleiche z. B. Rennthier und Elenthier mit
Reh und Hirsch. Dort Alles in einer Linie, hier Formenwechsel. Das
Elenthier ist ausserdem ungestaltet. durch seine hohen, zum Waten
geschickten Beine, die Rumpf und Hals zu kurz erscheinen lassen.
Die geradhalsigen Arten weisen auf das Geschlecht der Rinder
mit massigem, langgcstretiktem Rumpf auf starken, ziemlich kurzen
Beinen, durch den gerade angesetzten Hals vielen vorhergehenden
Arten nachstehend an Formscihönheit, aber bedeutsamer (lurch den