Volltext: Populäre Aesthetik

Die 
Säugethiore. 
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Das Hasengeschlecht ist in seinen Beinen übel weggekommen. 
Die Natur wollte den Nager zum Läufer machen; mit vier langen Beinen 
wäre aber ihm das Bücken zu sauer geworden. Die vorderen blieben kurz; 
so müssen sich die Hasen auf die grossen Hinterfüsse setzen, wenn sie 
vorn stehen wollen. Nur wenn es Laufen gilt, kommen die Hacken 
in die Höhe, und dann haben wir mit einem Male den Langbein vor 
uns, den wir vorher nicht vermutheten. Seine langen Ohren und sein 
kurzer Schwanz machen ihn noch überdies drollig; die Furchtsamkeit 
seiner grossen Augen und die ewig schnuppernde Nase können daran 
nichts ändern.  
In den Känguruh-Arten haben wir ein noch grösseres Ueber- 
maass der Hinterfüsse, überhaupt des Hinterkörpers. Das Thier hüpft 
nur auf den Hinterfüsscn, die es durch den kräftigen Schwanz unter- 
stützt. Der Vordertheil hängt schräg aufrecht in der Luft wie beim 
Vogel. Diese Form ist der Anforderung eines horizontalen Rumpfes, 
auf vier Füssen sich von der Erde frei abhebend, durchaus wider- 
sprechend. 
Doch wir können hier nicht näher auf alle Formen der verschie- 
denen Arten eingehen; nnr einige der bekannteren Thiere mögen noch 
näher bestimmt werden. Die grossen Dickhäuter sind ohne Ausnahme 
plump, unförmlich; doch sind sie durch ihre Masse, dann auch durch 
Furchtbarkcit und Kraft ästhetisch wirksam. Man lese die Schilderung 
des Behemoth im Hieb. Der seltsame Elephaut, seltsam durch Rüssel, 
menschenartig erscheinende Bewegung der Hinterbeine u. s. wn, zeichnet 
sich darunter durch seine Klugheit, Gelehrsamkeit und Sanftmilth aus. 
Das scheussliche Flusspferd ist gleich einem hinten gestützten Wal auf 
kurzen Säulen. Beim Nashorn ähnliche Unförmlichkeit, Kopf und 
Hals niedriger als der Rumpf getragen. Jenes wie dieses stehen 
seelisch niedrig. 
Schlecht gegliedert, üschähnlich durch grossen Kopf, steifen 
Nacken, die in gerader oder sich abwärts neigender Flucht liegen, ist 
auch das Schwein. Diese zur Erde gedrückte Haltung des Kopfes, 
sowie die entwickelten Fressorgane des Mauls und dessen grober 
Schnitt machen es zu einem niederen Thiere. Durch den im Boden 
wühlenden Kopf wird meistens sein Rücken krumm gezogen, was den 
Anforderungen widerspricht. Die Augen sind klein, meistens trüb, 
ohne bedeutenden Ausdruck. Das ganze Thier ist zum Furchen- 
schieben in der Erde, zum Umwühleu derselben gebaut. Schnauze, 
Kopf, Hals sind oft wie ein Piiug geschwungen. Das Geschrei ist 
Widerwärtig hässlich. Doch steht der Rumpf fest auf den nicht zu 
kurzen Beinen. Kopf, Hals und Brust sind zuweilen so bedeutend wie 
die übrigen Theile; bei einem wilden Eber überwiegen sie sogar die 
letzteren, wodurch das Thier weniger Bauchthiei- und gehobener er- 
scheint. Der Eber wird dadurch, sowie durch seine Kraft, Masse,
	        
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