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Thierreich.
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Bewegungen des Nickens, Bückens u. s. w. ihren Ausdruck finden.
Eine weitere Unnatürlichkeit dünkt uns in dem Nachtleben der Eulen
zu liegen, da doch die Vögel so recht Lichtfreunde sind. Den anderen
Vögeln erscheint dies an den Eulen ebenfalls unnatürlich und straf-
würdig. Das lichtscheue Federgeschöpf, welches so vielfach seine
Vogelnatur verläugnet, wird von ihnen gehasst und verfolgt. Zeternd
und schreiend thun dies die kleineren Vögel, metzgerhuxidmässig die
Krähen, grimmig die Habichte und sonstigen Tßigräuber. Gespenster-
haft wird die Eule durch ihren leisen, unhörbarexl Flug, dann erschreckt
sie durch ihre sonderbaren Töne, ihr Schnarchen und ihr bei Nacht
so unheimlich klingendes Geschrei.
Die
Säugethiere.
Der anfgerichtete Baum war zur Erde geworfen und zum Wurm,
zum Fisch, zum Amphibium geworden. Dann hatte sich die Natur
schräg aufrecht im Vogel wieder erhoben, Jetzt fällt sie im Säuge-
thiere noch einmal wieder nieder. Die Vogelflügel sind zur Erde herab-
gesunken und Vorderfiisse geworden. Der Leib liegt parallel mit der
Erde, wie beim Amphibium, aber kräftiger durch die Beine von ihr
fortgestemmt. Dann ist die entwickeltere Vogelgliederung bewahrt
und erhöht; Kopf, Hals, Schwanz setzen sich vom Rumpfe ab; dieser
aber, der beim Vogel im Federkleid einer eiförmigen blasse glich,
bekommt jetzt reichere Gliederung. Brust, Bauch, Flanken u. s. w.
beleben ihn.
Die Sinnesorgane sind auch äusserlich eiltwickelt. Auge, Ohr,
Nase, Lippen characterisireil den Kopf, und geben besonderen Aus-
druck des Seelenlebens. Jedes Uebermaass wird auch dabei natürlich
missfällig oder komisch. So z. B. allzugrosse Augen (NaehtaHen),
Ohren (Hase), Nase (als Rüssel: Elephant), Lippen (l-Iangemaul des
Kameels) u. s. w. Verkümmeruxig, Mangel ist ebenso missfällig.
Das Säugethier (wir schliessen hier den Menschen aus) muss im
Allgemeinen einen horizontalen Rumpf haben; dieser muss von der
Erde durch vier Füsse weggehoben sein. Sind die Füsse zu kurz, so
ist der Eindruck ein wurm-, iisch- oder amphibienähnlicher; zu lang
werden sie leicht schwächlich erscheinen. Der Hals darf nicht mit
dem Kopfe die Horizontale des Kopfes fortsetzen, sondern muss sich
in einen Winkel gegen ihn stellen, der Kopf wieder gegen den IYIals.
Der Winkel des Halses darf jedoch nicht gegen die Erde hängen; der
Frasstrieb würde dadurch zu stark markirt sein. Der Schwanz nmss
ebenfalls vom Körper sich absetzen; ein ähnlich wie bei den Amphi-
bien verlaufender Schwanz (Känguruh) weist auf eine Untergeordnete
Stufe. Der Rumpf muss also parallel mit dem Boden, der Kopf muss
mit dem Halse von ihm weggehobeil sein.