Volltext: Populäre Aesthetik

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Das Thierreich. 
dumpfen Geistes. An die Furchtbarkeit einiger Arten, wie der Kroko- 
dile oder der Gift- und Erdrückungsschlangen will ich nur erinnern. 
Für diese ganze Klasse könnten hier die Worte des "Tauchers" 
stehen: 
Das Auge mit Schaudern hinunter sah, 
Wie's von Salamandem und Molchcn und Drachen 
Sich regt in dem furchtbaren Hilllenrachen. 
Ein erfreulicheres Reich ist das der Vögel. Der Körper ist frei 
von der Erde aufgestemmt, und zwiai- so auf die Ilinterfüsse gestellt, 
dass diese den Körper im Gleichgewicht tragen können. Dazu ist der 
Körper schräg aufrecht erhoben. Die Vorderfüsse sind an ihren Enden 
verwachsen und meistens mit langen, breiten Schwungfedern besetzt, 
wodurch sie Flügel bilden, die geeignet sind so bedeutenden Druck 
auf die Luft hervor-zubringen, dass diese den leichten Körper tragen 
und der Vogel fliegen kann. Die schräg aufrechte Stellung giebt die 
beste Form für die Verbindung der Flügel- und Beinbewegung. Der 
verkürzte Schwanz ist ebenfalls mit Federn besetzt, oft geeignet zum 
Steuern in der Luft, sowie dazu dienend, ein ästhetisches Gegengewicht 
gegen den übermässig grösseren Vorderkörper zu geben. Die Beine 
sind meistens mager, durch eine hornartige Haut an die tinorganischc 
Erde erinnernd. Die Magerkeit scheint dabei den Körper von der 
Erde wegzuheben. Am auffälligsten wird dies beim Ruhen der dünn- 
beinigen Stelzfüssler auf einem Bein. Die aufgerichtete Stellung des 
Vogels, der doch seine Nahrung meistens auf der Erde suchen soll, 
vernothwexidigt eine Einrichtung, dass der Kopf zur Erde kann, ohne 
dass der Körper soweit vorübergelegt wird, dass es den weit zurück- 
sitzenden Beinen zu schwer wird, das Gleichgewicht zu halten und 
sie jenen auf die Brust fallen lassen. Daher sehen wir einen langen 
dünnen Hals zwischen Kopf und Brust geschoben. Da der Kopf behufs 
des Fliegens nicht zu sehr belastet werden darf, um den Sclnverpunkt 
gehörig an den Flügeln zu haben, so sind die Nahrungsorgane darauf 
eingerichtet, den Frass nur zu schlucken, nicht zu kauen, was stärkere 
Muskeln an Kopf und Hals vernothwendigen würde. Der ganze Körper 
ist übrigens bis auf wenige Parthien, wie Schnabel und Füsse, mit 
einem Federbalg bedeckt. 
Wir haben also beim Vogel eine Gliederung in Kopf, Hals, Leib, 
Schwanz und Bevvegtingsorgane. Der Kopf bekommt in der Hirn- 
schaale schon Wölbung, doch erniedrigt ihn noch der unorganische 
Schnabel; Schnabel, Stirn und Scheitel liegen noch in einer Flucht; 
dagegen setzt sich der Kopf im Winkel vom Hals, dieser vom Körper 
ab. Am Kopf liegen die verhältnissmassig grossen Augen mit wenigen 
Ausnahmen ganz zur Seite, weswegen sich der Vogel durch ein Drehen 
des Kopfes beim Umschauen helfen muss, was leicht einen komischen 
Eindruck macht. Sie sind Ausdruck eines regen, höheren Seelenlebens.
	        
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