Volltext: Populäre Aesthetik

der Horizontalen und zwar dicht an der Erde. Ein Hals schiebt sich 
zwischen Kopf und Leib, aber ohne Verengerung; der Bauch läuft 
gleichsam noch bis zum Kopf und verläuft ohne Absatz in den Schwanz, 
der nur bei dem komischen Frosch fehlt. Die Augen liegen zur Seite. 
Die Ohröffnungen sind wie bei den Fischen, noch bedeckt, ohne 
hluschehi. DexwKopf wird durch das weitschlitzende Maul und die Augen 
besonders hervorgehoben. Der Schwanz hat für das Wasser noch bei 
einigen Amphibien den Dienst als Forttreiber zu verrichten. Sonst 
finden wir die Bewegung durch die Bauehringe bewirkt oder durch 
wirkliche Beine, die bei einigen Arten nur einpaarig, bei vielen aber 
schon zweipaarig sind. Die Fortbewegung auf der Erde ohne sichtbare 
Füsse erscheint uns unnatürlich. Auch das Kriechen dieses langen 
Bauchkörpers auf kurzen Extremitäten entspricht nicht unseren gewöhn- 
lichen Anforderungen. Die Amphibien haben daher durch ihre unge- 
gliederte Form wie durch ihre Bewegungen für uns etwas Unheimliches. 
Dazu kommt, dass viele Arten mit harten, an die unorganische Erde 
erinnernden Decken, Schuppen und Schaalen bekleidet sind. Die Em- 
pfindung des Körpers wird dadurch mehr oder minder aufgehoben. Das 
Reich der 'l'öne fängt an, sich diesen mehr mit Luft und fester Erde in 
Berührung kommenden Thieren zu öffnen. Vom leisen Zischen steigert 
sich ihre Sprache bis zum Brüllen, in dem der Oehsenfrosch excellirt. 
Doch selbst von dem viel musicirexiden Frosch, diesem Nachäffer oder 
Vorätfer des lizienschen in seinem Reiche durch mancherlei Blormen, ist 
wenig Gutes über die Stimme zu sagen, so laut und tactvoll sieist; sie 
ist komisch, wie der ganze Frosch. Freudig pflegen wir freilich auch 
diesen Wasserkuckuk des Frühlings zu begrüssen. Die Farbe der Am- 
phibien ist sehr häufig wohlgefällig, auch die schlängelnden "Bewegungen 
der gestreckten Formen können gefallen; so z. B. Schlangen in ihren 
Windungen an Zweigen, dann auch Eidechsen. Das Auge vieler Am- 
phibien zeichnet sich durch besonderen Ausdruck aus. Bei einigen 
Kröten glänzt es hell wie ein Diamant; bekannt ist der, die Beute 
nach manchen Aussagen gleichsam bezaubernde Blick der Schlangen. 
Von einem wechselnden Seelenleben giebt aber das Auge der Amphibien 
und Reptilien wenig oder keine Kunde. Wie schon früher ausgesprochen, 
gilt trotz einzelner Ausnahmen bei den Amphibien der Satz, dass alle 
Misch- und Uebergangsforinen uns nicht angenehm sind. An die vielen 
Hässlichkeiten, die wir unter ihnen finden, brauche ich kaum zu er- 
innern. Als Bewegungsthiere auf dem Lande stimmt mit wenigen Aus- 
nahmen schon die Länge nicht zu ihrer Höhe; die Füsse, wenn über- 
haupt vorhanden, sind gewöhnlich schwach und heben den Leib nicht 
oder nur zeitweise oder theilweise, von der Erde, das ganze Geschöpf 
erscheint uns auf der untersten Stufe. Die Meisten sind träge von Be- 
wegung, gar nicht ode1' nur auf kurze Zeit zur Schnelligkeit befähigt, 
wo ihr Schiessen dann etwas Unheimliches hat. Sie sind stumpfen,
	        
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