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Thierreich.
Das
zum Erdreich hinabrücken. Von Bewegung ist bei Vielen kaum die
Rede. Andere kriechen, Andere schwimmen im Wasser umher.
Ueber die Klasse der Würmer hinaus beginnt mit den Krusten-
thieren die Vielgliederung. Eine Menge Fusspaare kommen in Thätig-
keit; doch ist das Thier gleichsam mineralisch umschlossen. Kopf,
Rumpf und Schwanz Sind zu unterscheiden. Sinnesorgane, ein aus-
gebildeter Mund, ein, aber noch starres, Auge zeigen ebenfalls die
höhere Stufe. Mancherlei Auswüchse, Bewegungsweise u. s. w. machen
das Thier komisch, auch hässlich. Bei den Insccten tritt die Gliederung,
die beim Wurm in Ringeln n. dgl. meistens nur angedeutet war, hänlig
übermässig hervor. Bei manchen hängt Kopf und Brust mit dem Rumpf
nur wie durch einen Faden zusammen; mehrere Paare Fiisse, dann
auch bei vielen Arten Flügel bilden die Beweger. Die Bewegungsfähig-
keit ist dadurch vielfach gross, aber auch wohl unübersichtlich. Die
Formen sind unendlich verschieden. Bei den Spinnenarten sehen wir
wohl wieder, dass Kopf, Brust und Hinterleib stumpf und ungegliedert
an einander gefügt sind. Viele erscheinen hässlich durch ihren plumpen
Sackleib, aus dem unvermittelt dünne Füsse herausschiessen. Manche
werden uns widerwärtig durch Giftigkeit ihres Bisses oder Stiches.
Fast alle diese Bildungen erscheinen noch in den Gegensätzen des Zuviel
oder Zuwenig, des Armseligen oder Willkürlichen.
Bei. aller Gliederung wiegt für die meisten Formen die starre
Längsrichtung vor; das Maul ist gegen die Erde gerichtet oder steht in
der Längsaxe. Die Füsse und sonstigen Fühler und Auswüchse mit
ihren vielfachen Gliederungen, Haken, Fransen u. dgl. erinnern inlFülle
und Form häufig an Gezweige der Pdanzen; die Flügel, wo sie vor-
kommen, häufig durch Form, Farbe, Geä-der an Blätter; die Bekleidung
mit hornartigen, an das Mineralische erinnernden Decken kommt eben-
falls vor. Dagegen findet sich auch wohl eine unerfreuliche, das
Innere des Körpers durchscheinen lassende Durchsichtigkeit, welche in
die Werkstätte der niederen Fuiictionen hineinschauen lässt. In ihren
schönsten Formen und Farben, die von grösster Mannigfaltigkeit und
Pracht in dem ganzen Reiche sich finden, entsprechen diese Thier-
bildungen wie Köstlin treffend sagt „dem Höchsten und Feinsten an der
Pflanze, den dem Lichte sich aufschliessenclen Blättern und Blüthen, um
die sie sich ja auch vorzugsweise heruiutummeln, und denen sie selbst
zudem vielfach Konkurrenz machen durch ihre zartschönen Farbenge-
webe". Die glänzenden Käfer und Schmetterlinge scheinen wohl selber
iiiegende Blüthe zu sein, wie anderseits in manchen Blüthen ja wunderbar
Insectenfcrmen gleichsam vorgebildet erscheinen. Auch die Verwand-
11111gen 'von Verpuppung und Entlarvuxig vergleicht Köstlin mit den
Entwicklungen, wie wir sie vom Keim bis zur Blüthe sehen. Beim
Schmetterling haben wir noch ein besonders schönes Bild. Aus der
medng geformten, gefrässigen Raupe hat sich ein Farben- und Luft-