Die
Vegetation.
Krystallinisch zusammenschiessende Formen bildeten das Erd-
reich.
Wir haben ein Aehnliches in der Vegetation bei den Flechten,
Moosen, Schwämmen. Hier setzt kleine Bildung sich an kleine Bildung
an, jede selbständig für sich erscheinend, wie bei einem Krystallblock.
Aber auf den untersten Stufen der Vegetation schon begegnet uns
ein neues, wichtiges ästhetisches Element Leben, welches nicht
mehr gebunden ist durch starre Form oder nur durch magnetische und
andere Kräfte zum Vorschein kommt, sondern ein Leben, dem unseren
entsprechend, ein Wachsen, Sichnäihren, Entfalten, Blühen, Abnehmen,
Vergehen. Die Piianze ist ein lebendig individuelles Wesen.
Während wir das Erdreich als etwas Todtes anzusehen gewohnt
sind, begrüssen wir im Pflanzenreich ein uns Aehnliches. Daher ist
es uns sympathisch. In der Wüste, in Felsen- und Schneeöden ist
schon ein Baum, ein Strauch, eine Blume, oder nur ein Grashalm
Freude und- Trost. Sie verkünden ja, dass dort noch Leben herrschen
kann; wir schöpfen daraus Hoffnung für unser Leben, fühlen uns nicht
mehr so ganz allein im Reiche des Todes. Daher die wunderbare
Freude des Wüstenbewohners an Blumen, Gebüsehen, Bäumen, davon
uns alle Reisenden erzählen. Tagelang schwärmt der Perser, der
durch die Salzwüsten zieht, von einer Akazie am Wege und preist sie
als ein Wunder unter dem Himmel, feiert sie mit Liedern, schwärmt
für sie wie für ein schönes Mädchen. Der ihn begleitende Europäer
lächelt wohl darüber. Er lebt nicht in Salzwüsten; ein Baum ist ihm
nur ein Baum, ein Holz mit Blättern, weiter nichts. Nur der Mangel
lehrt würdigen. [Die Perser zeigten zu allen Zeiten grossen Sinn für
Vegetationssehönheit. Ausser an ihre Gärten (Xelwpllßn) Will ich nur
an die von Herodot berichtete thätige Liebe des Xerxes für schöne
Bäume erinnern. Gegen Griechenland ziehend, kam er unweit Sardes
zu einem Ahornbaum, "den er seiner Schönheit wegen mit einem gol-
denen Hals- und Armsehmuck beschenkte (weihte) und Einenraus dem