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Die vier
Elemente.
Sehen wir die Erdoberiiäche an, so fehlt der Ebene der volle Aus-
druck der Körperlichkeit, indem wir auf ihr nur Länge und Breite, aber
keine Höhe sehen. Ausserdem mangelt ihr der Wechsel. Sie ist ein-
förmig. So kann sie gross, unendlich erscheinen, stets aber wird sie
Etwas zur vollen Befriedigung vermissen lassen, was ihr den Eindruck
eines Mangelhaften giebt und eine Trübe, eine gewisse Melancholie er-
weckt. Die Ebene hemmt nirgends unsere Blicke, fesselt, concentrirt
nicht. Ungebundenheit, dann der Drang, weiter zu streben, mit den
WVolken, die drüber ziehen, mit den Vtlindeu, die drüber jagen, weiter
zu wandern, ist ihr eigenthümlich.
Niedere Anschwellungen, wie gutes Aekerland sie wohl zeigt,
können reizvoll sein durch Wechsel, aber sind häiuiig auch unendlich
traurig, besehräinkend. Ihre Höhen steigen allmälig an, ihre Formen
sind meistens verschwommen, nicht scharf, wie wir die Erdformation
wünschen; so umschliessen sie uns, die Aussicht hemmend, ohne In-
teressantes zu zeigen. Solche Gegenden stumpfen leicht den Menschen
ab und machen prosaisch, gewöhnlich. Hügelland bietet den Anblick aus-
geprägter Körperlichkeit und erfreut durch Wechsel des Ebenen, An-
schwellenden, Stellen. Es umschliesst uns eng im '.l'hal, aber vom
nächsten Hügel oder vom Berge eröffnet es weite Aussicht. Die Quellen
und Bäche darin, die Adern der Gegend, tiiessen meistens munter.
Diese Landschaften haben etwas Gemüthliches, Lustiges, Reizendes
und doch Heimliches.
Das Gebirg wird zum Himmelswall. In Alpenbildung zeigt es die
grossartigsten Formationen. Hügel, Berg, Felsenwände, dann Gletscher
und Schneekuppen bauen sich wechselnd über einander auf. Das Erhabene
und Furchtbare thront auf seinen Bergen und auf seinen eisigen Zinken.
So erhebt es die Seele, kann aber auch bedrucken und durch seine
Grösse auf sclnvüchere und ungewohnte Gemüther lastend wirken. Die
im engen Thal eingeschlossenen Bewiohner vcrdumpft es leicht, da es
sie von aller Welt gleichsam abscheidet. Den 'l'ha'lern verleiht aber oft
die Abgeschlossenheit etwas Heimliches, Hausähnliches, Friedliches.
Der Mensch wird mit der Gegend, die rund um ihn auf ihn hernieder-
sieht, vertraut, wie mit den Wänden seines Hauses. Dadurch entsteht
solches Verwachsen mit der Gegend, dass der Aelpler schwer von ihr
loszureissen und am meisten dem Heimweh ausgesetzt ist, dieser tiefen,
glühenden Sehnsucht nach all' dem, was uns bekannt und vertraut war.
Scharfe Formen, Spitzen, Zacken, steile Linien machen uns den
bedeutendsten Eindruck, sie entsprechen am meisten den krystallinischen
Formen.
Ueber die Schönheit, Erhabenheit, Gewaltigkeit des Gebirgs und
den Eindruck der Freiheit, den es bei schönem Wechsel macht, zu
sprechen, hiesse Wasser in's Meer tragen. Ebenso über das Furchtbare,
das es uns in seinen Schlünden, Abstürzen, Eisfeldern etc., in seiner