Volltext: Populäre Aesthetik

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Bewegung, Klang und 
Licht. 
Unger thut, erscheint mir gewagt. Einige Grundgesetze, so liesse sich 
vermuthen, sind dieselben, aber dass sich die Erscheinungen des 
Klanges und Lichtes gleichsam decken sollten, diese Annahme hat 
etwas Widerstreitendes. 
Brücke verwirft a. a. O. jede Theorie, welche auf Vergleichung 
mit der Musik hinauslauft, welche eine Harmonie der Farben nach 
Analogie der Harmonie der Töne statuirt. Ueber die Zusammenstellung 
der Farben habe er kein allgemeines Gesetz gefunden, und führt er 
nur eine Reihe von Verbindungen an, welche erfahrungsgemäss gefallen. 
Beispielsweise hier einige Drei-Zusammenstellungen, welche nach ihm 
gefallen: Roth, Blau, Gelb, namentlich als Gold; Purpur, Cyanblau, 
Gelb (Paul Veronesds Lieblingsfarben); Roth, Grün, Gelb; Orange, 
Grün, Violett. Er betont, dass überhaupt ein festes Gesetz für den 
Künstler nur bedingte Geltung habe. Wo die Farben für sich zu- 
sammengestellt werden, müssen sie natürlich streng nach ihrer Ilar- 
monic geordnet sein, um zu gefallen. Beim Kunstwerke wiegt aller- 
dings diese innere Ordnung mit, aber ein höheres, auf das Ganze 
bezügliches Gesetz überwiegt. Der Künstler kann absichtlich dishar- 
monische Farben gebrauchen wollen oder gebrauchen müssen. Doch 
gilt hier etehnliohes, wie bei den Tönen, in der Poesie u. s. w.: das 
Disharmonische darf nur Ausnahme sein. Eine Farbenhariiionie-Lehre 
bleibt einbegehrenswerthes Ziel; eine gültige, jeder Prüfung Stand 
haltende 'I'heorie zu finden  hoffentlich wird es und in nicht zu 
langer Zeit gelingen! 
Jede Farbe kann nun heller oder dunkler erscheinen. In ihrer 
Concentririing liegt ihre grösste Energie. Verblassend erscheint sie 
schwächlieher, sich vertiefend näThert sie sich mehr und mehr dem Ein- 
drucke des Dunklen, geht also vom Beruhigenden bis zum Traurigen. 
Brücke gicbt zur Anschauung folgende Zeichnung (S. P27). Das 
Ganze als Kugel gedacht. Nach den Polen Sehivarz und Weiss ver- 
 erhellen sich alle Farben bis zum reinsten Schwarz oder 
' Weiss. Der Abtönungen sind natürlich unzählig viele. 
Die lsiraft der Farben steht nicht in gleichen, sondern in propor- 
tionalen Verhältnissen. Blau, Roth, Gelb stehen im Verhältniss des 
goldenen Schnittes. Drei 'l"heile Gelb also haben dieselbe Leuchtkraft 
wie fünf Theile Roth und acht Theile Blau. Wer naher mit der interes- 
santen Farbenwelt, namentlich mit deren praetischei- Anwendung sich 
vertraut machen will, den verweisen wir auf Seinpefs Stil, auf Goethe's 
Farbenlehre und den eitirten Oerstedt: Geist in der Natur, sowie auf 
Chevreuil und die oben Angeführten. 
Der heutigen Tages wieder mehr erwachende Farbensinn, gegen- 
über den letzten grauen, schmutzigfarbenen Modejahren, liess diese 
längere Farbenbesprechung wünschenswerth erscheinen. Freilich Man- 
ClICS Wird jetzt in grellen Farben den Augen geboten, was ziemlich
	        
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