122
Licht.
Klang und
Bewegung,
dessen vollständige Verschluckung. Weiss, wenn das Sonnenlicht
unverändert zurückgeworfen wird. Werden Strahlen eingesogen und
nur eine bestimmte Lichtbrechung, z. B. Roth zurückgeworfen, so er-
scheint uns der Körper in der zurückgeworfenen Farbe, also hier roth.
Die ästhetische Erklärung der Farben macht sich nun, wie man
bekennen muss, nach der Goethdschen Theorie am leichtesten, wiewohl
diese bekanntlich von den Physikern verworfen wird.
Weiss ist Licht, Freude; Schwarz Dunkel, Trauer. Getrübtes
Weiss giebt Gelb; es macht einen aufregenden, anregenden Eindruck.
Es ist in seiner Reinheit munter, reizend, warm, behaglich. Das Dunkel
erhellt, giebt Blau; folglich bekommen wir einen gemildert-nieder-
schlagenden, wohl einen beruhigenden, abspannenden Eindruck. In
höchster Reinheit wird Blau gleichsam ein reizendes Nichts. Blau
giebt danach ein Gefühl der Kälte, sowie es uns atleh an Schatten
erinnert. Zimmer, die rein blau austapezirt sind, erscheinen gewisser-
maassen weit, aber eigentlich leer und kalt. Gelb und Blau vereint
geben in ihrer höchsten Steigerung Roth. Es hat Ernst, Würde vom
Blau, Huld und Anmuth vom Gelb. Im Purpur ist es ernst und präch-
tig. Grün wird durch eine einfache Vermischung von Gelb und Blau
hervorgebracht; halten sich beide Farben das Gleichgewicht, so dass
keine vor der anderen bemerklich ist, so ruht das Auge und das Gee
mütlrauf diesem Gemischten wie auf einem Einfachen. Man will nicht
wveitel- und kann nicht weiter. Im Rothgelb ist das Gelb an Energie
gewachsen durch die Verdichtung und Verdunkelung; die Farbe er-
scheint mächtiger, herrlicher; sie giebt das Gefühl von Warme und
WVonne. Gelbroth steigert über das Rothgelb hinaus den Eindruck bis
zum unerträglich Gewaltsamen. Es erfreut Naturmenschen in ihrer
gesunden lünergie, z. B. Kinder; es beunruhigt und erzürnt aber auch,
z. B. den Stier.
Die ltarben der Plusseite sind Gelb, Rothgelb (Orange), Gelbroth
(Xlennig, Zinnober). Sie stimmen regsam, lebhaft, strebend.
Die Farben von der Minusseite sind Blau, Rothblau (Lilla) und
Blauroth. Sie stimmen zu einer unruhigen, weichen und sehnendcn
Empfindung. S0 Goethe.
Weiss und Schwarz behält auch nach der Newtonschen Theorie
seinen Character. Hören wir Oersted darüber: Roth wird durch die
grössten Lichtwellen hervorgebracht und hat die grösste Wärme.
Diese Farbe wirktstarl: auf das Auge, wird dadurch ermunternd,
gesteigert aber auch beunruhigend.
Orange hat weniger Wärme, aber grössere Lichtstärke, ist da-
durch belebend, beunruhigend, prachtvoll. Gelb hat weniger Warme,
aber grössere Lichtkraft, ist klar, munter und milderweckend. Jeder
Schmutz zieht es jedoch ins Widerliche. Grün giebt Gleichgewicht in