Licht.
Tageslicht.
Blitz.
Künstliches Licht.
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des Wechsels nicht aufgehoben. Ihr wird neben der Lichtfreude Ge-
nüge geleistet im Wechsel von Licht und Schatten des Beleuchteten.
Greller Lichtwechsel entsteht durch den Blitz. Abgesehen von der
Furcht, dass sein Strahl tödtlich sein könne und von der scharfen Zacken-
linie, trifft der schnelle Contrast unsere Nerven so schneidend, dass
sie ihn häufig nicht zu ertragen vermögen. Der maasslose Wechsel
macht, bei Nacht namentlich, leicht den Eindruck des Furchtbaren.
Wenn aber das Gewitter am fernen Horizonte steht und der Blitz somit
nicht zu kurz und grell verzuckt, wird er eine schöne Erscheinung,
die zum Erliabensten sich steigert. Wetterleuchtend glüht in den
Nachtwolkeu ein Blitz auf der Himmel in die Unendlichkeit hinein
geöffnet, leuchtende Herrlichkeit durch das Dunkel die Tiefe des
Himmelsgewölbes, die Weite, die der Strahl überfliegt, die Macht, mit
welcher er purpurflammend die finstere Welt, eine Welt von Himmel
und Erden, aus der Nacht riss (las vereint sich zu einem unendlich
erhabenen Anblick.
Die gewöhnliche Flamme ist an und für sich erfreuend als Licht-
bringerin. Wenn der Kerzenschein uns bei Nacht entgegenstrahlt, so
ist es Leben, was wir sehen, auch Menschenleben, was er verkündet.
Tritt die Flamme uns im Wechsel entgegen, so wirkt sie nach der
Geschwindigkeit dieses Wechsels mehr oder ureniger lebendig oder
unruhig. Das helle Feuer erfreut durch das Spiel der Flammen-
bewegungen. Es ist das Bild lebensfreudiger, heiterer, freier Lebens-
kraft im Wechsel seines hellen Leuchtens. In der Kohlengluth ist'ein
kaum bemcrkbares, innerliches, reges Treiben, ein tausendfaltiges
Spiel, das phantastisch wirkt, gemüthlich, heimlich. Dagegen hat der
schroffe Wechsel, z. B. des Pechfackellichts etwas Unruhiges, ja Un-
heimliches, Bcangstigendes. Es ist kein Maass darin. Nun dem Er-
löschen nahe, flammt es plötzlich gierig auf, Licht und Dunkel wechselt.
Dadurch ist es sehr geeignet, etwas Todtes, z. B. Statuen, lebendig
erscheinen zu lassen, kann sich aber auch leicht ins Uebermaass stei-
gern, wo es alsdann widerwillige und grausige lilmpfindungen verur-
sacht. Auch künstliches Licht kann so grell und hell, so aufregend
und doch dabei nüchternawirkeii wie das Tageslicht. S0 die Helle des
Tanzsaales. scharfe Gaslicht wird auf die Dauer
stechend. Ilebcrall gleichmäiäsig vertheiltes Licht, das keinen Schatten
aufkommen lasst, hat die Nachtheile des Wechsellosen; es ist nüchtern,
unmalerisch.
Gedämpftes Licht, relative Dunkelheit ist uns nöthig zur lllrholung
des Schlafes. Dadurch kann es einen erfreuenden Eindruck machen.
Die Dämmerung lindert die Aufregung, spannt ab von bestimmten
Thätigkeiten der Seele. Weil alle Formen in ihr undeutlich werden,
so bekommt die Phantasie Spielraum, um das Fehlende zu ergänzen
und auszufüllen. Dämmerung, annähernde Dunkelheit wird auch da-