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Bewegung,
Klang und Licht.
Schimmer zu suchen; kann es nichts entdecken, so sind wir in unserem
Thun wie vernichtet. Der erste graue Schein der Dämmerung, und
Todeslast ist von unserer Brust gewälzt. Wohl kann man sich daran
gewöhnen, d. h. (lurch das Bewusstsein die instinctive Angst bezwin-
gen, wie ja heutigen Tags Jeder durch die Tunnelfahrten der Eisen-
bahnen an sich selbst gewahrt. Schön aber wird die Lichtlosigkeit
niemals.
Schön ist das Licht. Alles freut sich seiner. Mit ihm erwacht die
Lebensfreude; vor ihm flieht die Angst. In seinem Begriff schon liegt
das Freudige, Angenehme; das Lichte, HÜHC, Klare, Sonnige u. s. w.
bezeichnet das Schöne, dem Tranrigcn und dem Hässlichen des
Finstern, Trüben, Dunklen gegenüber.
Was sich des Lichtes nicht freut, das ist uns verhasst oder wider-
wärtig, oder im besten Fall komisch. Wenn uns schon stumme Thiere
sonderbar erscheinen, so steigert sich dieses gegen lichtscheue und
lichtlose bis zur vollen Empfindung des Gegensatzes. Alles, was sich
darum zu vicl in die Erde hinein verbirgt oder bei Nacht sein wahres
Leben führt, ist schlimm angesehen und nicht blos von uns, sondern
auch von vielen Thieren. Die Eule z. B. hassen sämmtliche lichtfrohe
Vögel und verfolgen sie; augenlose Thiere sind unheimlich.
Aber betrachten wir einige Erscheinungsarten des Lichtes.
Sternennacht! Dunkel ist die Welt, aber dort oben am Himmel glänzen
leuchtende Punkte. Ihr Funkeln zieht uns zu sich hinauf. Von der
dunklen Erde hiniveg hebt uns die Sehnsucht nach dem Licht, das
uns zugleich mit dem Troste erfüllt, dass die Nacht, das Schreckliche
doch nicht ganz über uns hereingebrochen ist, dass es noch Licht,
Lebensfreude giebt. Aber in Tausende von Sternen ist das Licht da
droben zerstreut. S0 zertreut es auch uns; wir verschwimmen. Die
Concentrirung unseres Iehs löst sich; milde, sehnsüchtige Stimmung
bemächtigt sich unser, die (lureh den zitternden Glanz der Fixsterne
noch weicher und unbestimmter wird. So wenden wir uns vom (lunklen
Irdischen hinauf zu dem himmlischen Trost, der uns aus der erhabenen
Unendlichkeit entgegenleuchtet; so hat allen Völkern und Zeiten die
Sternennacht für ein Schönes und Heiliges gegolten; so hat immer der
Mensch in Sehnsucht und Trost nach dem Sterne geschaut, der durch
die (lüstern Wolken glänzt.
Aber mehr als Lichtfreude leuchtet von dort oben zu uns: es ist
Unendlichkeit, in welche wir sehen; es sind Welten über Welten, uner-
messlich, unausiiiegibar selbst für unsere Phantasie. Die Schauer des
Erhabenen erfüllen uns. Maasslos würde selbst der Gedanke, wenn
nicht Alles dort oben seine Bahn zöge und uns auch dort die Harmonie,
die Ordnung des Weltenraums das Gefühl des Furchtbaren in das des
Efllabßllcn und Göttlichen wandelte. Nur der ungewohnte Komet mag
uns erschrecken und mit Entsetzen erfüllen, indem er anscheinend die