Bewegung
Linien.
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Verstärkung hervorgehobenen Nachdruck und Bedeutung, grössere und
geringere Freiheit u. s. w. in der Linie zeigen.
Betrachtet man die Linie nach Wesen und Ausdruck, so verlangt
die gerade Linie auch den geraden
V Strich, die gebogene muss genau dein
sie beherrschenden Gesetz gemäss
f.) {es construirt sein. Ein von Höckern
57W AFQÜÜFZ unterbrochener Kreis kurz jede
"i rls 1-, '
"t nicht genau gezeichnete Figur er-
Bons" 47V litt"?! scheint hässlich entstellt. Für die
e " (h, 5,517, 7
J Freihcits- und Ordiiuiigsbedingnng
braucht man nur die unendlich lange
Gerade mit der Welleiiliiiie zu ver-
gleichen. Dort absoluter Zwang ohne
Wechsel. In der Schlangenlinie, in der Spirale dagegen Wechsel.
Man kann nun jede Fläche und damit die
l ' Oberflaehe jedes Körpers als durch unzählige
l nebeneinander liegende Linien gebildet ansehen,
wodurch die Linie ein Grundwesentliches eines
ä j 8 unendlichen Gebietes derAesthetilt wird. Hogarth
i" x erkannte, wie schon gesagt, die ästhetische Schön-
heit der Wellen- oder Schlangenlinie, die er wegen
Ihrer Befriedigung die Seliönheitslinie nannte, gegen welche Gerade,
Kreislinie u. s. w. hässlich erschienen. Indem er nun aber die Wellen-
linie als die ansschliessliehe Schönheitslinie, nicht blos als die höchste
Oder eine der höchsten, hinstellte, vergass er das Goetheische: Eines
Schickt sich nicht für alle. Er wollte die Linien der menschlichen
Fßrnien auch auf Holz und Stein angewandt wissen niid so kam er,
über das Ziel hinaussehiessend, in Lacherliehkeiten. Er musste den
Schneckenstil der Baroekzeit höher stellen, als den classiselien Stil der
Sßllönsteu Werke des alten Griechenlands, Roms und der Renaissance.
Wir werden sehen, wie die niederen Bildungen andere Schönheitsformen
haben als die höheren und nur abgeschniackt erscheinen, wenn man sie
111 diese hineinzwängt; im Allgemeinen lasst sich sagen: je tiefer das
Wesen, desto starrer das Gesetz der Form; je höher, desto freier,
manniclifaltiger das letztere. Willkürlichkeit ist natürlich nicht mit
FYeiheit zu verwechseln; sie steht niedrig (Infusionstliierclieii). Eine
Gerade, eine Kreislinie ist zivängender, starrer einheitlich als Wellen-
linie, Ellipse etc. Während wir daher z. B. die Krystalle nach Geraden
construirt sehen, erblicken wir bei den Thiei-en durchaus freiere Linien
In der Formbildung.
Wenn Linien sich zusammen scliliessen, entsteht der Anblick einer
Fläche. Rein lineare Schönheiten, sowie solche lilläclienschönheilen in
mathematischer Regelmässigkeit haben von jeher in der Acsthetik eine