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Das
Komische.
wird dies, wenn das Thier aus seiner Sphäre in die menschliche ge-
rückt wird, z. B. wenn Thiere Hunde, Gesslers Pferd, Ziegen u. s. w.
auf dem Theater erscheinen und sich dort unanständig aufführen.
Das Gebiet des Komischen ist so umfassend, dazu unbestimmt,
dass gar nicht der Versuch gemacht werden kann, es hier auch nur
annähernd nach allen seinen "Pheilen zu betrachten. Als Grundgesetz
bleibt immer das unschädliche Auflösen durch --feineren oder derbe-
ren Widerspruch im Gegensatz bestehen, mag sich das nun im
Naiven, Drolligen, Täppischen u. s. im Scherz, im Schwank, in
der Zote, in den Eulenspiegeliaden, in den lächerlichen Situationen, in
Aufschneidereien, Lügen, oder in sonstigen komischen WVidersprüchen
zwischen Wesen oder Stoff und Form, Absicht und Ausführung, Zweck
und Mittel zeigen. Wenn das Weib an der Königstafel die [Feinheit
des leinenen Tischtuches prüft, so fallen die Kleinlichkeit und die
Grossartigkeit übereinander her; wenn Rembrandt den Ganymedes malt,
wie der Adler dem dicken, schreienden, vor Angst unanständigen
Bürschchen das Hemd von den feisten Hintertheilcheii zieht, so ist
das solche gegensätzliche Beleuchtung eines Ganymed, dass nichts als
Lachen bleibt. Wenn Jordaens freilich uns bei seinem Fest des
Bohnenkönigs, wo Alle schon angetrunken sind. einen Knaben in noch
prononcirtercr Lage verführt, so geht das schon ziemlich stark über
das Komische hinaus. Doch auch diese Gränze des Komischen durch
das Derbe oder Unanständige oder was es nun sei, ist nicht hier, noch
ist sie überhaupt anzugeben, indem auf den verschiedenen Standpunkt
Alles ankommt, von dem aus wir eine Sache betrachten. Was dem
Einen der höchste Spass ist, gilt dem Andern für uniiäthig; worüber
der Eine lacht, weint der Andere; was hier kaum prickelt und kitzelt.
thut dort weh.
Auf diewerschiedenen, zum Tlheil in ihren Granzen sehr strittigen,
Arten des Komischen im Grotcskcn, Burlesken, Possenhaften u. s. w.
soll hier nur hingewiesen werden.
Auch die Caricatur, die Parodie und Travestie können nur eine
einfache Erwähnung finden. Die Caricatui- wirkt durch Uebertreibung
der Eigenthümlichkeit eines Originals. Die Parodie und Travestie
übertragen Gleiches auf durchaus Ungleichartiges, wodurch ein Unsinn
herauskommt, der uns lachen macht. Hierbei waltet der Unterschied,
dass die Parodie sich im Allgemeinen bewegt und nur in grösseren
Zügen ein ähnliches Bild zeigt, während die Travestie sich dem Ori-
ginal getreu anschliesst und bis in die einzelnen Züge hinein das
niedrigere Gegenbild ausführt. So die Definition von Rosenkranz.
[Ich verweise für dies ganze Kapitel auf Rosenkranz, Vischer, Carriere,
Jean Paul, Flögeh]
Ein besonderes Gebiet im Komischen beansprucht der Witz.
ET trägt ein Maass an das Bewitzelte, und zwar in schneller, alle