Das
Komische.
Das Erhabene und damit auch das Tragische kann man zum
Gebiete des Schönen rechnen, sobald wir das Schöne im weitesten
Sinne fassen. Fehlerhaft jedoch ist es, auch das Komische einfach
dem Schönen zuzuschreiben und die Freude über die Harmonie mit
dem Lachen über die Auflösung einer Disharmonie zu verwechseln.
Der Sturz des Erhabenen erzeugte das Tragische, oder der Unter-
gang des Schönen, des Reizenden erweckte unser Mitleiden, unsere
Rührung. Zwei Kräfte rangen dabei mit einander, die eine, der wir
Wohlgefallen entgegen brachten, erlag und wurde vernichtet.
Anders im Komischen. Auch hier stehen zwei Machte oder zwei
Maasse, wie wir sagen können, gegen einander. Aber statt eines tra-
gischen Ausgangs haben wir einen unschädlichen, gleichsam ein Auf-
heben in das Nichts, einen Widerspruch, der sich selbst aufhebt. Im
Tragischen ringen zwei ltlachte und stürzen in einander verschlungen.
Nur eine erhebt sich wieder; die andere ist todt. Auch im Komischen
fassen sich zwei und purzeln übereinander, aber sie fielen in den Sand
und stehen beide wieder auf, wenn auch vielleicht beschmutzt und der
Eine tappisch hinkend. Dort stockt der Athem und das Blut strömt
aus den Wangen des Zuschauers vor Schrecken; hier lacht er und um
so mehr, je unsanfter der Eine hingesetzt wurde. Wohl zu bemerken
ist, dass das Komische einen an und für sich sehr bedeutenden Scha-
den mit sich führen kann, dass aber der Schaden nie im Lichte des
Schadens erscheinen darf, wenn eine komische Entwickelung des
Widerspruches herauskommen soll. Daher wurde schon fYüllW die
Definition gegeben: Komisch ist, was durch einen inneren oder heran-
getragenen ilVidersprueh sich in ein unschädliches oder doch als
unschädlich aufgefasstes Nichts auflösst. Wir werden gleich Sehen,
dass hier die Subjectivität ihr volles Gewicht 111 dle Wagschaale legt
und dass der menschliche oder persönliche Egoismus die bestimmte
Scheidung von schädlich und unschädlich unmöglich macht. Was dem
Einen komisch erscheint, kann für einen Anderen sehr traurig sein.