Grundlegung der modernen Monarchie in Frankreich.
volk zu halten, den Vasallen im Allgemeinen entzogen und von be-
sonderer königlicher Erlaubniss abhängig gemacht, und als nach dem
Wafienstillstande mit England im Jahre 1444 die entlassenen Söldner
plündernd und verheerend im Lande umherstreiften, wurde dies die
Veranlassung zur Gründung der sogen. Ordonnanzcompagnien, welche,
im Lande vertheilt, jenen umherziehenden Trupps wehren und sie
zur Auflösung und ruhigen Rückkehr in ihre Heimath nöthigen sollten.
Dies gelang so vollkommen, und das bisher so schwer heimgesuchte
Land empfand die dadurch gewonnene Ruhe und Sicherheit so dank-
bar, dass der König nun auch keine Schwierigkeiten fand, als er zur
Errichtung nationaler Truppen schritt, welche den Engländern im
Falle der Erneuerung des Kriegs sofort entgegengestellt werden
konnten. Die Anfänge eines stehenden Heeres und zu diesem Zwecke
einer bleibenden Besteuerung des Landes, die Grundlagen der mo-
dernen Monarchie, waren dadurch gegeben, aber gewisserinaassen noch
zufällig und mitten in dem noch bestehenden und von seinem alten
unruhigen Geiste erfüllten Lehnsstaate. Zwar hatte der niedrige
Adel schon seine trotzige Selbständigkeit abgelegt, militärische Dis-
ciplin und mildere Sitten angenommen. Aber dies kam nicht blos
dem Könige, sondern auch den grossen Vasallen zu Gute und erregte
bei ihnen die Neigung, den Zuwachs der Macht, den die Verhältnisse
ergaben, für sich zu gewinnen. Dies Begehren war um so stärker,
wenn sie aus königlichem Blute stammten und bei der Vieldeutig-
keit der verschiedenen Rechtsquellen erbrechtliche oder Vormund-
schaftliche Ansprüche aufstellen konnten. Die ritterliche Unterneh-
mungslust, die gerade durch das prunkende Ritterthum dieser Tage
noch gesteigert war, machte es fast zur Ehrensache, solche Ansprüche
aufzunehmen und zu verfechten und verschaffte jedem Prätendenten
einen kampflustigen Anhang, der ihn wiederum anspornte und so
bleibende Parteiungen und leidenschaftlich erbitterte Kämpfe erzeugte.
Ludwig XI. hatte sich unter der Regierung seines Vaters selbst an
diesen Parteiungen betheiligt; nach seiner Thronbesteigung war es
das Dichten und Trachten seines rastlosen, arbeitsamen Lebens, den
Widerstand der Grossen zu brechen, das Wohl des Landes zu för-
dern und die Krone von Frankreich stark und unabhängig zu machen.
Er war freilich kein grosser, genialer Charakter, der begeisterte und
fortriss. Persönlich furchtsam, misstrauisch, verschlossen, suchte er
seine Zwecke hauptsächlich durch List und Ueberraschung zu er-
reichen. Er liess es sich viel kosten, die Grossen des Landes und
die benachbarten Fürsten zu überwachen, durch Bestechung ihrer
Räthe und sonstigen Umgebungen von ihren Planen unterrichtet zu