LXVI
Schnaasefs
Carl
Biographie.
0b bloss in mir, in meiner Sünde Wernunft, Hochinuth. Menschen-
furcht u. dgl.) oder auch in ihnen, und worin. Und da glaube ich
denn den Grund darin zu finden, dass ihre Betrachtungsweise die
Schrift nicht in das rechte Verhältniss zu der Offenbarung Gottes in
der Natur und in der Vernunft stellt. Sie wagen es zwar nicht mehr,
das „Cred0 quia absurdum est" auf ihre Fahne zu schreiben, oder
die erasse Eingebungstheorie zu vertheidigen, und noch weniger be-
kennen sie sich zur strengen Prädestinationslehre. Aber sie neigen
sich zu alle diesem hin. Sie behandeln noch immer die einzelnen
Schriftstellen wie unmittelbare göttliche Aussprüche, bei denen es
nur auf vermeintlichen Wortsinn, nicht auf eine Erforschung des
eigentlichen göttlichen Inhalts, unter Berücksichtigung der Persön-
lichkeit des Sprechenden und der Umstände und Beziehungen, unter
welchen der Ausspruch gegeben ist, ankommt. Sie sind noch immer
geneigt, jedem, der sich dieser Auffassung nicht anschliesst, den
Mangel an Glauben vorzuwerfen und ihn mit der Bemerkung, dass
dieser "nicht Jedermanns Sache sei" und von Gott geschenkt werden
müsse, zurückzuweisen. Das ist sehr einfach und bequem und gibt
auch eine gewisse beneidenswerthe Energie, welche viele Opfer leicht
macht und zu äussern Liebeswerken kräftigt. Aber es ist doch theils
eine Härte (larin, welche sich entschliessen kann, ohne Weiteres den
Andern den Glauben, ja selbst die Fähigkeit dazu, abzusprechen,
theils eine Willkür. Sie erklären den schriftlichen Befehl Gottes für
ächt und unzweifelhaft, schniühen jeden, der es für Piiicht hält, den-
selben zu prüfen und bedienen sich am Ende seiner als einer auf
sie gestellten Vollmacht. In einer Recension von Bunseifs „Zeichen
der Zeit" (die ich übrigens keinesweges vertreten will) in der „Evan-
gelischen Kirchenzeitung" war neulich gesagt: "Es genüge noch nicht,
dass man Jesus Christus als den Sohn Gottes und als unsern Erlöser
und
an erkenne;
Ernstes
Heiland alles
der Rationalist.
auch
könne
das
Darin liege der Unterschied, (lass diesem diese Erkenntniss, wie alle
andere Erkenntniss, zu Theil werde, während sie dem Gläubigen die
einzige sei." Nun in diesem Sinne bin ich auch entschieden Rationalist.
Ich würde es für Nennessenheit halten, wenn ich behaupten wollte,
dass ich zu Trajaifs oder selbst Constantiifs Zeiten ebensowohl ein