Biographie.
Schnaasds
Carl
LXIII
Berufsgeschäfte, theils durch die Krätnklichkeit, welche die zarte Or-
ganisation Schnaasds schon zeitig in bedrohlicher Weise hervorrief,
nicht wenig gehemmt. Er gehörte zu den Naturen, welche nur in
gewissenhaftester, fast scrupulöser Sorgfalt der Detailarbeit ein grosses
(lanzes zu gestalten vermögen. Dazu kam, dass nur unablässige
Studienreisen, die er durch Deutschland, die Niederlande, Frankreich,
England und Italien wiederholt unternahm. ihm jene Fülle eigener
Anschauung verschaffen konnten, die allein die volle Gediegenheit und
Lebendigkeit der Darstellung gewährleistet. Gleichwohl entstanden
an kleineren Arbeiten in jener Zeit die schöne Einleitung zur Aus-
gabe von Schwanthalens „Kreuzzug Friedrich Barbarossaäs" (1840)
"und die mustergiltige Schilderung der Kirche von Ramersdorf in
KinkeYs Jahrbuch „Vo1n Rhein" (1847).
Schon bevor der erste Band der Kunstgeschichte erschien, hatte
Schnaase die Studien für den zweiten vollständig gemacht und ver-
folgte nun sorgfältig alle Erscheinungen der Tagesliteratur. Im
Stillen wurde daneben schon emsig für den grossen zweiten Abschnitt
seines Werkes: „Die Geschichte des Mittelalters", gesorgt. Leider
war das Jahr 1844 für die Gesundheit des Schnaaseschen Ehepaares
besonders ungünstig. Fast den ganzen Sommer über hielt sich Frau
Sehnaase in der Wasserheilanstalt zu hfarienberg auf, er selbst ge-
brauchte einige Wochen lang die Kur dort und setzte sie später in
Düsseldorf fort; aber seine Freunde waren um ihn besorgt, denn sie
fanden ihn leidend und angegriffen. Weitere Reisen unternahm er
in diesem Jahre nicht, sondern plante nur für das kommende eine
Reise nach Frankreich. Neben dem Schweren, was dieser Sommer
brachte, durch Trennung, Krankheit u. dgL, trug es aber auch einen
besonderen Segen dem Ehepaare zu, indem sie einen Freund ge-
wannen, mit dem sie Vieles theilten bis an seinen friihen Tod. In
lllarienlberg trafen sie einen Franzosen, Herrn Germain, welcher un-
verheirathet in unabhängigen Verhältnissen in der Nahe von Lyon
auf dem Lande lebte, wo er im Jahre 1857 plötzlich starb. Dieser
ernste, fein besaitete Mann nahm den lebhaftesten Antheil an Schnaases
Kunstgeschichte. Obgleich des Deutschen kaum mächtig, besprach
er Stunden lang mit Sclmaase die einzelnen Abschnitte, und fasste