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Filippo Brunellesco.
den Terrain, waren diesem Zwecke günstig; aber das Wesentliche,
was diesen Palast zum Vorbilde für spätere ähnliche Bauten machte,
die Bildung der Mauern aus gewaltigen Rusticaquadern und die
schmucklose Anordnung der Oeffnungen, war ganz das Werk unseres
Meisters.
In plastischen Arbeiten scheint dieser sich seit jener Niederlage
bei der Concurrenz zu der Thüre des Baptisteriums nicht weiter ver-
sucht zu haben, wohl aber finden wir ihn neben den Werken monu-
mentaler Baukunst vielfach mit mechanischen Unternehmungen be-
schäftigt. Noch während des Kampfes um die Domkuppel und bei
dem Beginn derselben, also zu einer Zeit, wo man ihn ganz von
dieser grossen Aufgabe erfüllt meinen sollte, hatte er ein Schiü er-
funden, welches den Waarentransport auf dem Arno bedeutend er-
leichtern sollte, und liess sich dafür im Jahre 1421 ein dreijähriges
Patent mit gewissen Zusicherungen ertheilen (Gaye, I, 547). Er wird
in dieser Urkunde als ein höchst scharfsinniger und in Erfindungen
bewundernswerther Mann bezeichnet und scheint sich also schon
früher in ähnlicher Weise hervorgethan zu haben. Als im Jahre
1429 die Belagerung der Stadt Lucca durch die Florentiner sich in
die Länge zog, trat er mit einem Plane hervor, Lucca durch Her-
beileitung eines Flusses zur Insel zu machen oder auch zu über-
schwemmen, und wusste dafür einige einflussreiche Männer, nament-
lich Cosmo von Medici, zu gewinnen. Er wurde daher mit grossen
Vollmachten ins Lager gesendet und begann mit 3000 zu diesem
Zwecke aufgebotenen Bauern zu arbeiten. Der Erfolg war aber so
ungünstig, dass das Unternehmen aufgegeben werden musste und ein
Spottlied auf Brunellesco in den Strassen gesungen wurde. Allein
dies Misslingen war vorübergehend und konnte die einsichtigen Leiter
der Stadt nicht abhalten, sich seiner ferner zu bedienen. Sie forder-
ten ihn auf, Vorschläge für die Befestigung der Stadt Pisa und dann
für die des Fleckens Vico Pisano zu machen, und diese fielen so
befriedigend aus, dass sie unverändert ausgeführt wurden und ihm
von den versammelten Kriegsobersten die äussersten Lobsprüche zu-
zogen. Sein Ruhm verbreitete sich daher über ganz Italien. Filippo
Maria Visconti berief ihn 1434 nach Mailand zu einem Festungs-
bau, der Markgraf von Mantua übertrug ihm 1445 die Leitung der
Wasserbauten am Po, und auch in Rom soll er unter Papst Engen IV-
zugezogen worden sein. In Florenz hielt man ihn für den Eründer
eines künstlichen Apparates, durch welchen in der Kirche S. Felice
lange Zeit hindurch alljährlich eine glänzende Darstellung der Ver-
kündigung gegeben wurde, bei welcher lebende Kinder, durch starke