Profanbauten.
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mit sechszehneckiger Mauer, umschliessen, an welcher die den inneren
Pfeilern entsprechenden Seiten durch nach aussen geöffnete Nischen
erleichtert und belebt sind. Auf dem Dache dieses Umgangs sollten
dann acht auf den inneren Pfeilern ruhende Strebemauern die Ecken
des Tambours stützen. Es ist ein höchst verständiger, solider, in
constructiver Hinsicht durchdachter, aber zugleich höchst genialer
und kühner Plan. Nachdem es ihm eben gelungen, die Kuppel als
bekrönenden Theil eines grösseren Gebäudes zu bisher unbekannter
Bedeutung auszubilden, thut Brunellesco sofort den zweiten, nicht
minder kühnen Schritt und macht sie in ihrer neuen, von ihm aus-
gebildeten Gestalt zum leitenden Princip eines selbstständigen Ge-
bäudes. Die vorhergegangenen Jahrhunderte hatten die Rundform
nur in einfachster Gestalt, und zwar nur bei Baptisterien, für grössere
Kirchen aber nur die Form des lateinischen Kreuzes gekannt, und
er selbst hatte sich diesem Herkommen bei seinen früheren Bauten
gefügt; hier emancipirt er sich aber und giebt der Centralanlage eine
gleiche Berechtigung.
Auch an Wohnhäusern und öffentlichen oder privaten Palästen
war er vielfach thätig; sein anonymer Biograph nennt mehrere der-
selben. Allein der bedeutendste Auftrag dieser Art entzog sich ihm;
Cosmo von Medici verlangte nämlich von ihm das Modell für einen
Palast, den er in der Nähe von S. Lorenzo bauen wollte; dasselbe
fiel aber so prachtvoll aus, dass der vorsichtige Medicäer üble
Nachrede fürchtete und nicht darauf eingehen wollte, was dann
Brunellesco so gründlich ärgerte, dass er sein Modell zerschlug.
Dafür ward ihm später von einem anderen reichen Bürger, Luca
Pitti, der Bau des grandiosen Palastes übertragen, der noch heute
den Namen desselben führt; auch dieses Werk blieb unvollendet
und erhielt den Ausbau nach der Gartenseite erst sehr viel später
und zwar, da das Modell verloren gegangenwar, in ganz anderem
Geiste. Aber die Facade war doch schon über die erste Reihe der
Fenster hinaus gefördert und diese Anfänge genügten, um den neuen
und genialen Gedanken, auf dem fortan der florentinische Palastbau
beruhte, festzustellen. Dieser Gedanke bestand nämlich darin, den
Charakter des Masscnhaften, Gewaltigen, Kriegerischen, den die festen
Häuscr des städtischen Adels früher unbeabsichtigt durch ihre schweren
lilauern und die Zwecke der Vertheidigung gehabt hatten, künst-
lerisch auszubilden und zum bleibenden Ausdrucke des WOhnSitZgs
edler Familien zu erheben. Die bedeutende Ausdehnung, welche der
damals mächtige Bauherr seinem Hause geben wollte, und die Lage
desselben nicht in einer engen Strasse, sondern auf freiem, ansteigen-