Volltext: Geschichte der bildenden Künste im 15. Jahrhundert (Bd. 8)

ilnnocenti. 
Badia von Fiesole. 
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der Bildung des korinthisehen Architraves entsprechend, durch einen 
kräftigeren Rundstab abgeschlossen und mannigfach verziert sind. 
Schon in der spätrömischen Architektur, sobald man Bögen auf frei- 
stehende Säulen setzte, war diese Behandlung der Arcaden auf- 
gekommen, aber roh und oberflächlich, während Brunellesco durch 
die stärkere oder schwächere Betonung der einzelnen Stäbe, durch 
den Schwung ihrer Linien und durch die in dieser Weise erlangte 
Ausstattung des schlanken Bogenanfanges dem Ganzen einen grossen 
Reiz zu geben wusste. 
Gleichzeitig mit dem Bau von S. Lorenzo hatte Brunellesco 
auch den des neuen Findelhauses (Spedale degli Innocenti) zu 
leiten, dessen nach dem Platze der Annunziata geöffnete Säulenhalle 
noch heute so erhalten ist, wie er sie hinterliess, in den Zwickeln 
der Bögen mit den reizenden Medaillons von Wickelkindern, aus 
der Werkstatt der della Robbia, freilich aber auch mit den Miss- 
griffen seines Schülers und Bauführers Francesco della Luna, welche 
ihn nach seiner Rückkehr von einer Reise in Zorn setzten. Diese 
Missgriffe werden die etwas schwere Haltung des Obergeschosses 
verschulden, während die darunter stehende Säulenhalle, mit ihren 
sehr weiten, die Höhe der Säulen übersteigenden Abständen und 
ihren genügend, aber eher sparsam profilirten Bögen, den Charakter 
der Einfachheit und Leichtigkeit, dessen dies Gebäude nach seiner 
Bestimmung bedurfte, in sehr anmuthiger Weise ausspricht. Jenes 
dreitheilige Gebälkstück, das in den beiden grösseren Kirchen den 
Uebergang zwischen dem Capitäl und dem Bogenanfang bildete, ist 
hier zwar nicht wiederholt, aber auch noch nicht ganz aufgegeben, 
sondern nur zu einem auf einer eingezogenen Platte ruhenden Ge- 
simse herabgesetzt. Man sieht, wie frei Brunellesco sich bewegte 
und wie sehr er jenen Aufsatz nicht als ein stylistisches Erforderniss, 
sondern nur als ein nach Umständen zu modiiicirendes Mittel zur 
Erlangung schlanker Stützen betrachtete. 
Ebenfalls gleichzeitig begann er auch den Bau der Badia von 
Fiesole, eines Klosters an der von Florenz her nach der hoch- 
gelegenen Nachbarstadt führenden Strasse, das Cosmo von Medici 
zu Gunsten eines gelehrten Freundes und mit dem Zwecke eines 
Landaufenthaltes für sich selbst gründete. Das Ganze trägt den 
Charakter eines einfachen, der Beschaulichkeit gewidmeten, aber be- 
quem eingerichteten Landsitzes. Auch die Kirche ist in diesem Sinne
	        
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