der Domkuppel.
Bau
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versteht sich, dass Filippo dies nur mit Widerstreben ertrug, indessen
fügte er sich einige Jahre. Endlich aber, als der Bau eben an eine
kritische Stelle gekommen, erklärte er sich krank und verwies die
bei ihm anfragenden Bauleute an Ghiberti. Als sie ihm dann be-
richteten, dass dieser verweigere, die Leitung allein zu übernehmen,
stand er zwar, mit der unzweideutigen Erklärung, dass er sehr wohl
bereit sei, den Bau allein weiter zu führen, vom Bette auf, drang
nun aber bei den Vorstehern darauf, dass eine Theilung der Arbeiten
eintreten müsse, wobei er jenem die Wahl liess, welche von zwei
eben in Angriff zu nehmenden Aufgaben er leiten wolle. Ghiberti
wählte die Balkenverkettung, führte dieselbe aber so ungenügend
aus, dass sie nach einem speciellen Modell, das Brunellesco zu diesem
Zwecke anfertigen liess, neu hergestellt werden musste. Nun erst,
durch einen Beschluss vom Februar 1425 (1426 der heutigen Zeit-
rechnung), trat insofern eine Aenderung ein, als Brunellesco die
ganze Anordnung und Leitung des Kuppelbaues mit einem sehr viel
höheren Gehalte übertragen wurde und Ghibert.i nur, unter Belassung
des früheren Gehaltes, die Pflicht erhielt, täglich eine Stunde lang
die Ausführung zu beaufsichtigen. Brunellesco arbeitete nun mit
erhöhetem Eifer weiter, stets reich an neuen Erfindungen, durch
welche er die Dauerhaftigkeit des Werkes sicherte oder den Bau-
leuten die Arbeit erleichterte, während er andererseits der Wider-
setzlichkeit und der Trägheit derselben mit grosser Energie ent-
gegentrat. Auch so bedurfte es indessen noch einer Reihe von
Jahren, ehe die Kuppel, selbst noch ohne Laterne, vollendet war
(1436). Für diese wurde demnächst eine neue Concurrenz aus-
geschrieben, bei der wiederum Brunellesco den Sieg davon trug.
Die Ausführung verzögerte sich jedoch so, dass sie erst 1445, ein
Jahr vor dem Tode des Meisters, begonnen und 1461, also eine
Reihe von Jahren nach demselben, vollendet wurde. Als die ge-
waltigen Marmorstücke angefahren wurden, welche nach dem Modell
für die hohe Laterne erforderlich waren, schüttelten Viele den Kopf
und behaupteten, dass das Gewölbe diese Last nicht tragen könne.
In der That hat die Laterne über dem 110 Fuss hohen Gewölbe der
Kuppel, freilich mit Einschluss ihres spitzen, durch eine metallene
Kugel und ein Kreuz bekrönten Daches, noch die erstaunliche Höhe
von 75 Fuss; sie würde, auf ebener Erde stehend, ein ganz ansehn-
liches Gebäude bilden. Allein Brunellesco lachte dieser Besorgnisse
und entgegnete, dass gerade ein solches Gewicht nöthig sei, um der
Kuppel Haltbarkeit zu geben, und der Aufbau schritt demnächst,
Vermöge der von ihm dazu erfundenen Maschine, so rasch vorwärts,